Nürnberg (epd). Die Stadtplanungs-Expertin Lisa Vollmer fordert, dass die Wohnungswirtschaft die Kosten für die energetische Sanierung von Mietwohnungen voll übernimmt. Auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg sprach sich die Wissenschaftlerin vom Weimarer Institut für Europäische Urbanistik am Freitag dafür aus, „dass die private Wohnungswirtschaft, die hohe Gewinne macht, die Sanierungen allein bezahlt und die Mieter nicht belastet werden“.
Sie verwies darauf, dass die derzeitigen Gesetze Vermietern keinen Anreiz böten, ihre Gebäude zu dämmen und die Heizungen auszutauschen, denn die Heizkosten zahlten ja die Mieter. Die wiederum seien auch nicht begeistert von den Sanierungen, denn nach Abschluss der Arbeiten steige ihre Miete um bis zu acht Prozent.
Vollmer betonte, dass nicht der Neubau entscheidend dafür sei, die bundesdeutschen Klimaziele einzuhalten, sondern die energetische Sanierung der Millionen von Altbauten. Ihren Angaben nach sind 80 Prozent der Wohngebäude hierzulande älter als 30 Jahre.
Nur ein Prozent der Bestandswohnungen würden derzeit pro Jahr energetisch saniert, erläuterte Vollmer. Nötig sei aber eine Quote von vier Prozent, was derzeit angesichts von hohen Kreditzinsen, Fachkräftemangel und hohen Baukosten kaum möglich sei. So gerieten die Klimaziele zwangsläufig ins Hintertreffen.