Nürnberg (epd). Kirchentagspräsident Thomas de Maizière hat dazu aufgerufen, andere Positionen als die eigene zuzulassen, etwa bei Fragen des Genderns oder der Corona-Impfung. „Widersprüche auszuhalten macht Zusammenleben oft erst möglich“, sagte die Maizière in einer Bibelarbeit am Freitag beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.
Der ehemalige Bundesminister legte die Josefsgeschichte des Alten Testaments aus. Auch diese Geschichte bleibe oft im Ungefähren, sagte er. Im Text stehe beispielsweise nicht, dass Josef seinen Brüdern, die ihn als Sklaven nach Ägypten verkauft hatten, tatsächlich vergeben habe, auch wenn er sie freundlich aufgenommen habe.
„In unserem digitalen Zeitalter scheinen wir nur aus Null und Eins zu bestehen“, sagte de Maizière. „Wir wollen alles eindeutig haben.“ Aber das Leben sei nun einmal ambivalent. Im Zulassen von Unbestimmtheit liege die Chance auf ein gutes Zusammenleben, auch wenn man verschiedener Meinung sei, folgerte der Kirchentagspräsident.