Veronica Ferres glaubt "positiv und alltagstauglich"

Foto: ZDF/Hendrik Heiden
Veronica Ferres glaubt "positiv und alltagstauglich"
Sie gehört zu Deutschlands populärsten Schauspielerinnen, jetzt geht Veronica Ferres unter die TV-Ermittler. Sie verkörpert in "Lena Fauch" allerdings keine klassische Kommissarin – die Katholikin spielt vielmehr eine evangelische Pastorin, die in München als Polizeiseelsorgerin arbeitet und es dabei sowohl mit den Opfern von Straftaten als auch mit Tätern zu tun bekommt. Im ersten Fall, "Lena Fauch und die Tochter des Amokläufers", geht es um ein Blutbad in einem Biergarten. Die zweite Folge ist bereits in Arbeit, zudem hat Ferres gerade an der Seite von Stargeiger David Garrett den Kinofilm "Paganini" gedreht, danach steht ein Filmdreh in Hongkong auf dem Plan. Wegen der vielen Arbeit habe sie leider keine Zeit, ihren Verlobten Carsten Maschmeyer zu heiraten, tat sie unlängst kund.

Frau Ferres, Sie gehen für's ZDF unter die Fernsehermittler – aber eine konventionelle Krimireihe ist "Lena Fauch" eigentlich nicht...

Veronica Ferres: Lena Fauch ist keine klassische Ermittlerin, bei der es darum geht: Wer hat’s getan? Sie ist Polizeiseelsorgerin, ihr können sich sowohl Täter als auch Opfer viel stärker anvertrauen als einem Kommissar, weil sie an die Schweigepflicht gebunden ist.

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Gerade die Opfer stehen in der neuen Reihe stärker im Mittelpunkt als in gängigen Krimis.

Ferres: Das war mir ein persönliches Anliegen, und es ist auch ein spannender, anderer Ansatz. Dass jemand zum Mörder werden kann, hat man schon oft gesehen. Aber was passiert mit den Opfern? In unseren Krimis geht es um die seelischen Nöte der Menschen und um die Hintergründe einer Tat.

War der ungewöhnliche Name Lena Fauch denn Ihre Idee?

Ferres: Nein, ich war am Anfang sogar dagegen – ich dachte, das hört sich ja an wie die Raubkatze vom Dienst, zu plakativ. Aber jetzt finde ich ihn wunderbar, der Name passt einfach.

Weil Lena zwar Polizeiseelsorgerin ist, aber keineswegs eine lammfromme Kirchendienerin?

Ferres: Ja, Lena hat keine weiße Weste, sie ist kein Moralapostel, sondern hat in der Vergangenheit mit Drogen experimentiert und ist vom richtigen Weg abgekommen. Als Seelsorgerin in einer Polizeidienststelle muss sie sich außerdem in einer Männerwelt behaupten – das ist eine große Schwierigkeit, wie mir eine echte Polizeiseelsorgerin geschildert hat.

"Die Sehnsucht, eine ganze Rolle mit kurzem Haar zu spielen"

Wie haben Sie sich auf die Rolle als evangelische Geistliche vorbereitet?

Ferres: Unter anderem durch einen Freund, der in Hannover lebt und evangelischer Pfarrer ist. Ich habe ihn schon im Vorfeld schamlos ausgefragt und durfte ihn bei den Dreharbeiten sogar mitten in der Nacht anrufen, wenn ich etwa wissen wollte, wie er einen Toten zudeckt oder wie er ihn segnet. Ich will einfach die größtmögliche Glaubwürdigkeit erreichen.

Vielen Zuschauern wird Ihr ungewohnter Kurzhaarschnitt auffallen, den Sie in der Rolle tragen.

Ferres: Ja, es sieht echt aus, ist aber eine Perücke. Ich habe eine wunderbare Maskenbildnerin, sie knüpft Perücken so perfekt, dass man das Haar für echt hält. Ich hatte für eine Gefängnisszene in "Die Frau vom Checkpoint Charlie" mal eine ähnliche Frisur und hatte seitdem die Sehnsucht, eine ganze Rolle mit kurzem Haar zu spielen. Ich wollte sie mir eigentlich sogar abschneiden lassen, das durfte ich aber nicht, weil ich für die nächste Rolle wieder meine langen Haare brauchte.

Wie fühlen Sie sich denn mit dem kurzen Haar?

Ferres: Es macht die Rolle verletzbarer und purer – es geht nur noch um die Augen, das Gesicht. Das ist aber auch wichtig, weil es in dieser Rolle um die Seelen der Menschen geht. Ich habe sogar schon Kritik dafür geerntet, dass die Kleidung nicht figurbetont und hübsch ist, aber das ist ja der Punkt: Lena Fauch geht es nicht um solche Äußerlichkeiten.

"Für mich sind die christlichen Werte immens wichtig"

Welche Rolle spielt Religion eigentlich in Ihrem Leben?

Ferres: Ich bin streng katholisch erzogen worden. Aber die alttestamentarische Schuld-und-Sühne-Thematik der katholischen Kirche hat mich klein gemacht, davon musste ich mich befreien. In meiner Wut bin ich aus der Kirche ausgetreten, um dann nach dem Tod meiner Mutter wieder einzutreten. Jetzt habe ich aber einen Glauben, der positiv und alltagstauglich ist, so wie ich ihn auch an meine Tochter weitergebe.

Und ein bisschen von Ihren Überzeugungen wollen Sie nun in "Lena Fauch" transportieren?

Ferres: Absolut, ich hoffe, mit den Filmen etwas ausdrücken zu können. Für mich sind die christlichen Werte immens wichtig. Man muss sich nur mal vorstellen, man würde sie in unserer Gesellschaft wirklich leben – die ganzen zehn Gebote etwa.

Wie viele Folgen wird es geben?

Ferres: Es ist eine große Ehre, eine eigene ZDF-Fernsehreihe zu bekommen. Ich freue mich sehr darauf, es gibt in den nächsten Jahren viele spannenden Geschichte zu erzählen, da die Rolle der Lena Fauch sehr vielschichtig angelegt ist.

Folge zwei wird schon gedreht...

Ferres: Wir konnten eine ganze Woche mit allen Schauspielern proben, bis hin zum Phantombildzeichner, der in dem Film keinen einzigen Satz sagt. So etwas hat wirklich Seltenheitswert. Ich habe ja auch mit Ein-Satz-Rollen angefangen, wo man nur für einen Tag ans Set kommt und sofort funktionieren muss. Dann hat man den einen Satz und stottert vor lauter Druck nur. Deshalb ist es mir wichtig, dass am Set Harmonie herrscht.

Und wie sorgen Sie dafür?

Ferres: Wenn zum Beispiel jemand Schnupfen hat oder Halsweh, dann komme ich mit meiner Notapotheke und versorge ihn mit meinen homöopathischen Kügelchen, bis er wieder lacht.