Nürnberg (epd). Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach hat bei einem Podiumsgespräch während des evangelischen Kirchentages den Umgang mit den Aktivisten der „Letzten Generation“ kritisiert. Er halte selbst nicht viel von zivilem Ungehorsam, sagte Weinspach am Donnerstag in Nürnberg bei einem Gespräch mit Aktivisten, Wissenschaftlern und Politikern. „Ich halte es aber für genauso verkehrt, diese verzweifelten Aktivisten zu kriminalisieren und zu dämonisieren“, spielte der Polizeipräsident auf eine bundesweite Razzia gegen die Klimaaktivisten vom 24. Mai an.
Für ihn als Juristen und Polizisten sei es „schwer zu ertragen“, wenn Politiker sich bei einem Anfangsverdacht sagten, für sie sei die Gruppe eine extremistische Vereinigung. Das sei Populismus. Weinspach sagte auch, er könne die Motive der Protestierenden der „Letzten Generation“ nachvollziehen, „durch die Bilder der Aktionen werden aber die Gräben vertieft und das Gegenteil erreicht“. Die Klimaaktivisten hätten ihre Anhänger „in der eigenen Blase“, aber viele andere würden von ihren Aktionen verschreckt.
Er sei keine „Blase“, sondern Wissenschaftler, entgegnete der Physiker Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der berufenes Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung ist. „Wir entziehen uns die ökologischen Grundlagen, die Zeit zum Reagieren läuft uns weg“, sagte er. Unter dem enormen Zeitdruck müsse jeder an seinem Ort und mit seinen Möglichkeiten handeln. „Es braucht Leute, die das Warnsignal sind“, sagte Lucht.