Nürnberg (epd). Imperiales Denken ist nach den Worten des ukrainischen Historikers Mykola Borovyk nicht nur in Russland verbreitet, sondern auch im Westen. Nur so könne die Meinung verstanden werden, dass der Westen Russland provoziert haben könnte, indem er osteuropäische Staaten in die Nato aufgenommen hat, sagte Borovyk am Donnerstag auf dem Hauptpodium des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg.
Vielfach seien im Westen nur Sicherheitsinteressen Russlands im Blick, sagte Borovyk weiter. „Die Sicherheitsinteressen der Ukraine oder Polens spielen in dieser Sichtweise keine Rolle.“ Dies legitimiere implizit den imperialen russischen Anspruch auf eine Sicherheitszone. Und diese Denkweise trügen vielfach ausgerechnet Menschen vor, die sich auf Demonstrationen als Antiimperialisten inszenierten.
Eine Niederlage der Ukraine könnte Borovyks Worten zufolge grundlegende Folgen für die westlichen Gesellschaften haben. Ein Triumph des autoritären Russlands könnte ein großer Antrieb für antidemokratische Kräfte hierzulande sein. „Die Unterstützung der Ukraine ist keine Wohltätigkeit, sondern ein Solidaritätsgebot“, fügte er hinzu.