Nürnberg (epd). Glaubensfest und Einsatz für eine gerechtere Welt: Auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einer Bibelarbeit am Donnerstag zum Einsatz für die Demokratie und zu „trotzigem Mut“ aufgerufen, um den weltweiten Krisen zu begegnen. Unter Applaus in der voll besetzten Messehalle rief er: „Gemeinsam werden wir diese Demokratie in diesem Lande verteidigen.“ Bis Sonntag nehmen Zehntausende Protestanten sowie Angehörige anderer Konfessionen und Religionen an dem Christentreffen teil.
Am Mittwoch war der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg mit Gottesdiensten und eindringlichen Appellen zum Frieden und zum Kampf gegen die Erderwärmung eröffnet worden. Bei der Eröffnung hatte sich Steinmeier mit deutlichen Worten hinter die Unterstützung der Ukraine mit Waffen gestellt. „Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen“, sagte das Staatsoberhaupt vor laut Veranstaltern rund 20.000 Besuchern auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
Die evangelische Kirche debattiert seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im Februar 2022 kontrovers über ihre Haltung zu Krieg und Frieden. Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine seien unerträglich, fügte der evangelische Christ Steinmeier hinzu: „Aber wir dürfen nicht so tun, als gäbe es einfache Lösungen.“ Wenn Russland seine Soldaten zurückziehe, „dann ist der Krieg zu Ende. Wenn die Ukraine ihre Verteidigung einstellt, dann ist das das Ende der Ukraine“, fügte er unter Applaus hinzu.
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm warnte zum Auftakt: „Mit der ökologischen Umorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft geht es viel zu langsam. Das Klima droht zu kippen.“ Vom Nürnberger Kirchentag mit der biblischen Losung „Jetzt ist die Zeit“ solle eine klare Botschaft ausgehen: „Ja, wir wollen unser Leben neu ausrichten“, erklärte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer plädierte am Donnerstag dafür, im Kampf gegen die Erderwärmung alles auf gemeinsames Handeln auszurichten.
Die Veranstalter des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags zeigten sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Laientreffens. Es sei ein „sehr guter Start gewesen“, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière am Donnerstag in Nürnberg. Beim traditionellen „Abend der Begegnung“ waren laut Veranstaltern in der Nürnberger Altstadt rund 130.000 Menschen zusammengekommen. Am Donnerstagmorgen begann das Veranstaltungsprogramm mit Diskussionen und Bibelarbeiten.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, Ziel des Kirchentags sei ein „Signal der Hoffnung für die ganze Gesellschaft“. Auf dem Kirchentags-Programm stehen mehr als 2.000 Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth. Bis Dienstagabend wurden nach Angaben der Veranstalter 60.000 Tickets verkauft. Genaue Besucherzahlen lägen noch nicht vor, sagte de Maizière.