Hamburg (epd). Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) hält eine Viertagewoche für gefährlich. „Da werden wir gegenüber anderen Staaten nach unten durchgereicht, was unseren Wohlstand und unser Innovationsniveau angeht“, sagte der Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung „Die Zeit“.
Ihm gehe die Anspruchshaltung der sogenannten Generation Z gegen den Strich, sagte de Maizière: „Mit Mitte zwanzig drei, vier Tage die Woche zu Hause arbeiten, um gegen 22 Uhr bei Lieferando noch einen Champagner zu bestellen. Und der Lieferant in prekären Arbeitsverhältnissen radelt mit der Flasche im November durch den Regen, darf dann hochsteigen in den fünften Stock.“ So entstehe keine soziale Gesellschaft.
De Maizière beklagte eine Spaltung im Arbeitsleben. Jenen, die im Homeoffice arbeiten könnten, stünden etwa Polizisten gegenüber, die raus müssten, oder Gesundheits- und Krankenpflegerinnen mit Nachtbereitschaft. „Die können sich keinen Cappuccino mit Hafermilch machen, wann sie Lust haben.“ Der ehemalige Minister sprach sich für ein soziales Pflichtjahr aus. „Jedem bekommt es, einfach mal etwas für die Gemeinschaft zu tun“, sagte er.
Lob fand de Maizière für die Klimabewegung: „Sie ist politisch, argumentiert präzise und ohne Blabla.“ Sich auf die Straße zu kleben finde er zwar übertrieben, aber der Druck der jungen Generation beim Klimathema sei „ein Segen“. Sie solle ihr Engagement in Parteien und Parlamente tragen.
Thomas de Maizière war von 2009 bis 2011 und von 2013 bis 2018 Bundesinnenminister. Dazwischen war er für das Verteidigungsressort zuständig. Derzeit ist er Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der am 7. Juni in Nürnberg beginnt.