"Wir wollen uns nicht zu den Türstehern des lieben Gottes machen", sagte July am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion in Bad Schussenried bei Biberach. Vor hundert Jahren hätten sich Protestanten und Katholiken noch gegenseitig aus dem Paradies ausgeschlossen, erinnerte der Bischof.
July hält es allerdings für möglich, dass Menschen, die sich bewusst in diesem Leben von Gott entfernt haben, auch nach ihrem Tod in der Gottesferne bleiben. Das im Neuen Testament beschriebene Jüngste Gericht mache ethisches Handeln zum Maßstab darüber, welche Menschen zum Heil gelangen. Aufgrund der "Zärtlichkeit und Liebe Gottes" könne aber jeder Mensch trotz seiner Verfehlungen bei Gott Gnade finden.
Muhittin Soylu, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg, wies die Vorstellung zurück, dass muslimische Selbstmordattentäter im Paradies mit 72 Jungfrauen belohnt werden. Der Suizid sei Muslimen nicht erlaubt, und es sei auch verboten, andere in den Tod zu reißen. Deshalb seien Selbstmordattentate "absolut unislamisch". Ob ein Mensch ins Paradies komme, hänge am Ende allein an der Barmherzigkeit Gottes.
Netanel Wurmser, Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, wandte sich gegen Spekulationen über das Leben nach dem Tod. Nach den jüdischen Quellen sei die Ewigkeit ein Zustand absoluter Vollkommenheit. Deshalb sei es beispielsweise nicht möglich, sie in Farben zu beschreiben, da Farben physikalisch gebrochenes Licht und damit nicht mehr vollkommen seien. Als Vorbereitung auf den Tod empfahl Wurmser, jeden Tag so zu leben, dass man abends vor dem Schlafengehen eine "weiße Weste" ablegen könne.