Berlin (epd). Zum 30. Jahrestag des rechtsextremistischen Brandanschlags von Solingen hat die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, die deutsche Bevölkerung zu einem aktiven Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. „Solingen ist Chiffre für die Angst vor Neonazis, die Menschen wie mich umbringen wollen”, schreibt die Tochter türkischer Eltern in einem Gastbeitrag für “Zeit Online" (Sonntag). Die Angst sei Teil ihres Lebens geworden, wie von vielen migrantischen Menschen in Deutschland auch.
„Der Brandanschlag von Solingen ist ein kollektives Trauma“, schreibt Ataman weiter. Solche Anschläge seien aber immer nur die Spitze des Eisbergs. Rassismus habe seinen Ursprung meist im Alltag, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft pauschal einer Gruppe zugeordnet und anders behandelt würden, erklärte die Bundesbeauftragte. "Studien belegen: Can hat nicht die gleiche Chance auf einen Job wie Christian, Defne nicht die gleiche Chance auf eine Wohnung wie Daniela - unabhängig von Qualifikation und Einkommen. Dahinter steckt: Rassismus.” Das dürfe eine Demokratie nicht hinnehmen, betonte Ataman.
„Wer Lehren aus Solingen ziehen will, muss auch Rassismus als zentrales Problem in seinen vielfältigen Erscheinungsformen erkennen und angehen“, forderte sie. Dafür brauch es einen Staat, der rassistische Anschläge konsequenter ahnde, Parteien, die auf populistische Wahlkampfkampagnen verzichteten, sowie eine Antidiskriminierungspolitik, die das Vertrauen in den Staat stärke. Schutz vor Rassismus und Antisemitismus seien keine Extras, sondern Grundlage der deutschen Demokratie.
Bei dem Brandanschlag von vier jungen Männern aus der Neonazi-Szene auf das Haus der türkischstämmigen Familie Genç waren am 29. Mai 1993 in Solingen zwei Frauen und drei Mädchen getötet worden, weitere Familienmitglieder wurden teils lebensgefährlich verletzt.