Bielefeld (epd). Die Koordinatorin der italienischen Flüchtlingshilfe „Mediterranean Hope“, Marta Bernardini, sieht die Kirchen in der Pflicht, sich gegen eine Abschottung der EU zu engagieren. „Als Kirchen haben wir gemeinsam die Verantwortung, diese Mauer zu durchbrechen, die um Europa herum immer höher und fester wird“, sagte Bernadini am Mittwoch in Bielefeld vor der Landessynode der westfälischen Kirche. Das Evangelium rufe dazu auf, „alle Menschen willkommen zu heißen, nicht nur einige“.
Es gebe keine gute oder schlechte Migration, unterstrich Bernadini. „Wir unterstützen alle, und aus diesem Grund haben wir das Projekt 'Humanitäre Korridore' ins Leben gerufen und setzen es auch weiterhin um.“ Diese Korridore seien eine Alternative zu den Todesfahrten über das Mittelmeer. Sie seien ein sicherer und legaler Weg, um nach Europa zu gelangen, könnten aber nur ein Anfang sein: „Wir brauchen ein europäisches System für sichere Überfahrten“, mahnte Bernadini.
Im Rahmen des vor zehn Jahren von protestantischen Kirchen in Italien ins Leben gerufenen Flüchtlingsprojekts „Mediterranean Hope“ wurden laut Bernadini im Hafen von Lampedusa Tausende Menschen in Empfang genommen. Auf der Insel Lampedusa unterhält das Projekt der evangelischen Kirchen eine Beobachtungsstelle für Migrationsfragen im Mittelmeerraum. Zu „Mediterranean Hope“ gehört auch ein „Haus der Kulturen“ auf Sizilien, in dem vor allem unbegleitete jugendliche Flüchtlinge und alleinreisende Frauen mit Kindern aufgenommen und beraten werden.
Die „humanitären Korridore“ beruhen auf einer Vereinbarung zwischen evangelischen und katholischen Kirchen und dem italienischen Staat, der Visa für eine jeweils begrenzte Zahl besonders gefährdeter Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten erteilt.