Koblenz (epd). Die Frauenrechtsorganisation Solwodi kritisiert Reformpläne des Asylsystems in der Europäischen Union, wie etwa Schnellverfahren an den EU-Außengrenzen. In einer am Mittwoch in Koblenz veröffentlichten Mitteilung warnte die Organisation vor Fehlentscheidungen durch Schnellverfahren an den Außengrenzen. „Bereits heute, bei ausführlich geprüften Asylanträgen, haben über ein Drittel der Klagen gegen einen ablehnenden Bescheid Erfolg.“ Gerichtliche Klagen und Berufungen wären nach den vorliegenden Reformplänen allerdings kaum möglich.
„Besonders problematisch sind die Schnellverfahren im Hinblick auf Frauen, die vor geschlechtsspezifischer Gewalt flüchten“, sagte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker. Dazu gehören den Angaben zufolge etwa Betroffene von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zwangsverheiratung oder weiblicher Genitalverstümmelung. „Das Asylverfahren stellt eine hohe Hürde für diese Frauen dar, und es ist äußerst schwierig, eine Anerkennung wegen frauenspezifischer Fluchtgründe zu bekommen“, betonte Decker. „In Schnellverfahren wird es kaum noch eine von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Frau nach Europa schaffen.“
Solwodi ist die Abkürzung von „Solidarity with women in distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“) und wurde 1985 von der Ordensschwester Lea Ackermann bei einem längerfristigen Aufenthalt in Kenia gegründet. Der Verein begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen. 1987 richtete Solwodi auch in Deutschland Beratungsstellen und Notunterkünfte für Frauen ein, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsheiraten oder anderen Formen von Gewalt wurden.