Berlin (epd). Trotz wachsender internationaler Aufmerksamkeit bleibt das Risiko von Kinderarbeit nach einer Studie von „Save the Children“ in den globalen Lieferketten allgegenwärtig. Bei der Auswertung von 20 Kinderrechtsanalysen aus verschiedenen Branchen und Regionen aus den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass in der Hälfte Kinderarbeit nachgewiesen werde, erklärte die Kinderrechtsorganisation bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag.
„Unsere Kleidung, unsere Mobiltelefone und Lebensmittel wurden möglicherweise auf Kosten von Kindern hergestellt. Dieser Gedanke sollte uns alle zutiefst beunruhigen“, sagte Anne Reiner, Fachleitung für Nachhaltige Lieferketten bei „Save the Children“ Deutschland. Der Bericht bezieht sich auf Kinderrechtsanalysen aus den Jahren 2019 bis 2022, die Risikofaktoren sowie Geschäftspraktiken in der Produktion, Landwirtschaft und im Bergbau in Äthiopien, Brasilien, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam, der Türkei und der Demokratischen Republik Kongo beleuchteten. Demnach existiert Kinderarbeit vor allem in vorgelagerten Ebenen der Lieferketten und in informellen Sektoren.
Die derzeitigen Monitoring-Mechanismen seitens internationaler Unternehmen führten oftmals nur zu einer Verlagerung von Kinderarbeit, nicht aber zu deren Beseitigung, erklärte „Save the Children“. Selbst wenn es internationalen Markenunternehmen gelinge, Kinderarbeit in Zulieferfabriken zu vermeiden, könne diese vor Ort kaum beendet werden, wenn nicht die Ursachen angepackt würden, heißt es in dem Bericht mit Blick auf ein Beispiel aus der Bekleidungsindustrie. Denn viele arbeitende Eltern könnten nicht für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen, und viele Kinder gingen nicht zur Schule und müssten selbst arbeiten.
Die Kinderrechtsorganisation ruft Regierungen und Unternehmen auf, genauer hinzusehen und Kinderrechtsverletzungen in globalen Lieferketten zu identifizieren, zu bekämpfen und zu vermeiden. „Die Zukunft von Millionen von Kindern hängt davon ab“, betonte „Save the Children“-Geschäftsführer Florian Westphal.