Missbrauch: Bistum Aachen will Täternamen veröffentlichen

Missbrauch: Bistum Aachen will Täternamen veröffentlichen

Aachen (epd). Das Bistum Aachen will künftig die Namen von Tätern sexualisierter Gewalt öffentlich nennen. „Als Täter gelten diejenigen, die entweder verurteilt wurden oder nach Überzeugung der Kirche im Bistum Aachen Täter waren oder sind“, erklärte das Bistum am Montag. Experten würden in Absprache mit den Gremien, die die Aufarbeitung kontrollieren und begleiten, eine Grundlage für die öffentliche Nennung erarbeiten. Diese solle im Herbst vorgestellt werden.

Mit dem Schritt sollen laut Bistum bislang noch unbekannte Betroffene aufgerufen werden, sich zu melden. „Betroffene müssen sich anvertrauen können und dürfen keine neuen Ohnmachtserfahrungen machen“, sagte der katholische Bischof Helmut Dieser. Der Leiter der Stabsabteilung für Prävention, Intervention und Ansprechpersonen (PIA), Christoph Urban, betonte, die Persönlichkeitsrechte von Tätern würden dabei hinter den Schutz und die Interessen der Betroffenen zurücktreten. „Es gilt, das Dunkelfeld weiter zu erhellen. Jeder Fall muss individuell betrachtet werden.“

Um Betroffene nicht erneut zu traumatisieren und jeden Fall mit der notwendigen Sensibilität begleiten zu können, sollen den Angaben zufolge zusätzliche Unterstützungs- und Hilfsangebote bereitgestellt werden. Dabei arbeite das Bistum Aachen mit unabhängigen Ansprechpersonen sowie Beratungsstellen und Psychologen zusammen. Neben einem ständigen Beraterstab und einer unabhängigen Aufarbeitungskommission werde auch der Betroffenenrat an dem Prozess beteiligt.

Ein Gutachten der Münchener Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte Ende 2020 für das Bistum Aachen mindestens 175 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendliche durch insgesamt 81 katholische Kleriker seit 1965 benannt. Die Gutachter werfen den jeweiligen Kirchenleitungen vor, die Täter geschützt und die Opfer ignoriert zu haben.