Berlin (epd). Überschattet von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine ist am Montag in Berlin an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 78 Jahren erinnert worden. Am 8. Mai 1945 war in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation Deutschlands unterzeichnet worden. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gedachte gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev in der Neuen Wache in Berlin der Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Der 8. Mai stehe für die Befreiung von der menschenverachtenden nationalsozialistischen Diktatur und das Ende des verbrecherischen, von Deutschland entfesselten Angriffskriegs in Europa, sagte Wegner: „Nie wieder Krieg - das war die große Hoffnung des Jahres 1945.“
Heute, 78 Jahre später, tobe wieder ein brutaler Krieg mitten in Europa. „Putins Überfall auf die Ukraine hat die europäische Friedensordnung ins Mark erschüttert“, sagte der Regierende Bürgermeister. Niemals wieder dürfe sich Gewalt gegen die Freiheit durchsetzen. Die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen.
Der Auschwitz-Überlebende und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Marian Turski, sagte am Montag in Warschau, seine Dankbarkeit gegenüber denen, die ihn aus den deutschen Lagern befreit haben, werde ihn bis zum letzten Tag seines Lebens begleiten. Aber er könne nicht gleichgültig sein und schweigen, wenn heute die russische Armee einen Nachbarn überfällt und dessen Land annektiert, sagte der 97-Jährige. Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner sagte während eines Besuches der Gedenkstätte Auschwitz, die KZ-Überlebenden treffe der Ukraine-Krieg „ins Herz“ und stoße sie „ins Dunkel zurück“.
Mit mehr als 1.500 Einsatzkräften sicherte die Berliner Polizei am Montag nach eigenen Angaben Gedenkveranstaltungen und -versammlungen in der Hauptstadt ab. Schwerpunkt waren die drei sowjetischen Ehrenmale im Treptower Park, im Tiergarten und in der Schönholzer Heide. An Ehrenmalen treffen sich traditionell am 8. und 9. Mai Tausende Besucher, darunter viele aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Das Treptower Ehrenmal ist die größte Gedenkstätte sowjetischer Soldaten, hier sin 7.000 Rotarmisten bestattet.
Bis zum frühen Nachmittag sprach die Polizei von einem störungsfreien Gedenken. Die meisten Besucher seien am Ehrenmal im Treptower Park im unteren dreistelligen Bereich gezählt worden, sagte Polizeisprecherin Beate Ostertag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für Dienstag rechnet die Behörde mit deutlich mehr Besuchern, weil in den sowjetischen Nachfolgestaaten der 9. Mai als Tag des Sieges begangen wird.
Bis zu einer möglichen anderen Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Berlin-Brandenburg (OVG) gilt an den sowjetischen Ehrenmalen weiterhin ein Verbot russischer Flaggen und Symbole. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hatte die Polizei in einer Allgemeinverfügung am Freitag russische und ukrainische Fahnen und Symbole am Montag und Dienstag dort verboten. Das Verwaltungsgericht hatte am Wochenende das Verbot gekippt. Im Falle der russischen Fahnen und Symbole hatte die Polizei Widerspruch beim OVG eingelegt.