Hildesheim, Berlin (epd). Ein Bündnis aus mehr als 30 Organisationen hat Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) am Freitag Forderungen für eine Reform des Abstammungsrechts zugunsten queerer Eltern übergeben. Die Unterzeichner verlangen, dass auch zwei Frauen als Eltern eines Kindes eingetragen werden können, wie Mitinitiatorin Gesa Teichert-Akkermann aus Schellerten bei Hildesheim erläuterte.
Zudem sollte der Eintrag der Elternschaft auch einer Person ohne Geschlechtseintrag oder einer Person mit dem Eintrag divers ermöglicht werden, schreiben die Verfasser in dem Papier, das vor dem Kindergarten des Bundestages in Berlin übergeben wurde. Initiiert und erarbeitet haben die Forderungen der Deutsche Juristinnenbund, der Lesben- und Schwulenverband Deutschland, die Initiative „Nodoption“ und die Bundesarbeitsgemeinschaft „Schwule Juristen“.
Laut dem geltenden Abstammungsrecht kann direkt nach der Geburt nur ein Mann als Vater der zweite Elternteil eines Kindes werden. Bei lesbischen Elternpaaren etwa muss bislang die zweite Mutter vor einem Familiengericht beantragen, das Kind als Stiefkind zu adoptieren. Das Prozedere kann mehrere Monate dauern, in denen das Kind nur einen registrierten Elternteil hat.
Damit verwehre das Abstimmungsrecht Kindern queerer Eltern den zweiten Elternteil, kritisieren die Initiatorinnen und Initiatoren des Papiers. Die Organisationen bemängeln, dass im Koalitionsvertrag zwar eine Reform des Abstammungsrechts vereinbart worden sei. Die Ampelregierung sei aber bisher nicht tätig geworden.
Die Organisationen fordern zudem, dass in einem neuen Abstammungsrecht eine Zuordnung als Elternteil oder Vater auch für gebärende trans- und intersexuelle Personen sowie nicht-binäre oder geschlechtslose Menschen ermöglicht werden sollte. Auch für erweiterte Regenbogenfamilien, in denen etwa ein Samenspender eine rechtliche und soziale Vaterrolle einnehmen wolle, müsse das Recht geändert werden.
Dem Bundesverfassungsgericht liegen den Angaben zufolge bereits sechs Verfahren vor, mit denen die Verfassungswidrigkeit des Abstammungsrechts beklagt wird. In mehreren Petitionen mit insgesamt über 80.000 Unterschriften forderten verschiedene Initiativen eine unverzügliche Reform des Abstammungsrechts.