Gütersloh, Berlin (epd). Die schulische Berufsausbildung erfreut sich einer aktuellen Studie zufolge bei jungen Menschen in Deutschland wachsender Beliebtheit. Während die dualen Ausbildungsverhältnisse zwischen 2011 und 2021 bundesweit um fast 18 Prozent zurückgingen, stieg die Zahl der schulischen Berufsausbildungen leicht um ein Prozent, wie die am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichte Analyse des Berliner FiBS Forschungsinstituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Der Anteil der schulischen Berufsausbildungen an allen Ausbildungsverhältnissen wuchs damit in diesem Zeitraum von 28 Prozentpunkte auf rund ein Drittel.
Insgesamt sank die Zahl der Ausbildungsverhältnisse laut dem „Monitor Ausbildungschancen 2023“ von über 783.000 im Jahr 2011 auf knapp 686.000 im Jahr 2021 - ein Rückgang von 12,5 Prozent. Am stärksten falle das Minus in Niedersachsen, dem Saarland und in Sachsen-Anhalt mit jeweils rund 20 Prozent aus. Während es demnach in Sachsen nur drei Prozent weniger Auszubildende gab, stieg die Zahl in Mecklenburg-Vorpommern gegen den Bundestrend um acht Prozent.
Bei der dualen Berufsausbildung in Betrieb und in der Berufsschule sei die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in allen Bundesländern im Zehn-Jahres-Zeitraum zurückgegangen, hieß es. Am stärksten nahmen sie im Saarland um rund 23 Prozent, in Berlin (22 Prozent) und in Hamburg (20 Prozent) ab.
Demgegenüber stieg der Anteil der schulischen Berufsausbildung in elf Bundesländern. Die größten Zuwächse verzeichneten die Forscher für Mecklenburg-Vorpommern mit 56 Prozent sowie Hamburg (rund 33 Prozent) und Schleswig-Holstein (knapp 29 Prozent). In Nordrhein-Westfalen gab es jedoch einen starken Rückgang um ein Viertel, in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt betrug das Minus etwas über 20 Prozent. In den drei Bundesländern nahm demnach zugleich auch die Zahl der dualen Ausbildungsverträge stark ab - zum Beispiel in NRW um 17 Prozent.
Im Gegensatz zum klassischen Ausbildungsweg im Betrieb und in der Berufsschule findet die schulische Ausbildung überwiegend in der Berufsschule statt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Ausbildungen in den Bereichen Gesundheit und Erziehung
In vielen Bundesländern habe der Zuwachs der schulischen Ausbildung den Rückgang der dualen Ausbildungsverhältnisse etwas ausgleichen und vereinzelt sogar kompensieren können, sagte der Direktor des FiBS und Autor der Studie, Dieter Dohmen. Angesichts des Fachkräftemangels benötigten aber beide Ausbildungsbereiche Nachwuchs. Das Ziel solle sein, möglichst alle Schulabgänger in Ausbildung zu bringen, forderte er.
So blieben im Jahr 2021 laut Statistik 63.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Gleichzeitig seien viele Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt leer ausgegangen, hieß es. Rund 225.000 hätten eine Übergangsmaßnahme begonnen, statt einen Ausbildungsplatz anzutreten. Solche Maßnahmen bereiten den Einstieg in eine Berufsausbildung vor oder bieten die Möglichkeit, den Schulabschluss zu verbessern.
Den „Monitor Ausbildungschancen 2023“ hat das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt. Für die Analysen nutze das FiBS ein eigens entwickeltes Bildungsmonitoring-Tool. Dessen Langzeitdaten bauen unter anderem auf Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamtes auf.