Konflikt im Sudan erschwert humanitäre Hilfe massiv

Konflikt im Sudan erschwert humanitäre Hilfe massiv
Auch nach der Verlängerung einer fragilen Waffenruhe wurden am Freitag Gefechte aus dem Sudan gemeldet. Die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung wird durch die Kämpfe massiv erschwert.

Genf, Khartum (epd). Die seit knapp zwei Wochen andauernden Kämpfe im Sudan sowie Plünderungen erschweren die humanitäre Hilfe massiv. Bis zu 4.000 Tonnen Lebensmittel und Fahrzeuge des Welternährungsprogramms (WFP) seien gestohlen worden, sagte Brenda Kariuki, Sprecherin der UN-Hilfsorganisation, am Freitag bei einer Videokonferenz. Auch die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ berichtete von Einschränken in der westlichen Darfur-Region. Eine kurze vor Ablauf verlängerte Waffenruhe blieb laut Medienberichten brüchig.

Die Menschen in dem Land am Horn von Afrika litten unter einem akuten Mangel an Essen, Wasser, Treibstoff, Medizin und gesundheitlicher Versorgung, sagte Kariuki. Millionen Menschen drohe nun zusätzlich der Hunger. Bereits vor Ausbruch der Kämpfe zwischen der regulären Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) habe ein Drittel der Bevölkerung nicht genug zu essen gehabt. Das entspricht rund 16 Millionen Menschen.

Am 15. April war ein Konflikt zwischen den Befehlshabern der Armee und den Paramilitärs eskaliert. Dabei geht es im Kern um die Macht in dem Land und den Zugriff auf wirtschaftliche Ressourcen. Seitdem werden Gefechte aus vielen Teilen des Landes gemeldet. Nach UN-Angaben wurden Hunderte Menschen getötet und Tausende weitere verletzt.

Zuletzt wurde eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien laut den Vereinten Nationen kurz vor Ablauf in der Nacht auf Freitag um weitere 72 Stunden verlängert. Wie bei vergangenen Waffenpausen gab es jedoch auch am Freitag offenbar weiter Kämpfe und Angriffe. Der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf Anwohner von Gefechten in der Hauptstadt Khartum. Demnach warfen sich beide Parteien gegenseitig vor, für den Bruch der Waffenruhe verantwortlich zu sein.

Zuvor hatte US-Außenminister Antony Blinken die Verlängerung der Feuerpause begrüßt. Auf Twitter rief er zu einem Ende der Kämpfe auf und forderte die Konfliktparteien auf, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten.

Das WFP hatte bereits kurz nach Beginn der Kämpfe seine Hilfslieferungen im Sudan ausgesetzt, nachdem drei Mitarbeiter getötet worden waren. Ursprünglich wollte das WFP in diesem Jahr 7,6 Millionen Menschen im Sudan versorgen. Sobald die Sicherheitslage es erlaube, werde das Welternährungsprogramm seine Hilfsoperationen fortsetzen, sagte Karuiki. Die Sprecherin verlangte von den Konfliktparteien sicheren Zugang zu den bedürftigen Kindern, Frauen und Männern.

Kämpfe wurden in den vergangenen Tagen auch aus der Konfliktregion Darfur im Westen des Landes gemeldet. In der Hauptstadt von Nord-Darfur, El-Fasher, haben Teams von „Ärzte ohne Grenzen“ nach Angaben der Hilfsorganisation bisher 410 Verletzte behandelt. Die Situation sei sehr schwierig, berichtete Projektkoordinator Mohamed Gibreel in einem auf Twitter verbreiteten Video. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung sei unterbrochen. Es gebe kein Wasser und keine Elektrizität.

Die Darfur-Region wird seit Jahrzehnten von Konflikten und Gewalt geprägt. Bei einem Völkermord wurden zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet.