Düsseldorf (epd). Im vergangenen Jahr ist in Deutschland etwas mehr als 2021 gestreikt worden: Wegen Streiks fielen 2022 laut einer Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung rund 674.000 Arbeitstage aus, wie die gewerkschaftsnahe Stiftung am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. An den Arbeitsniederlegungen der 225 Arbeitskämpfe hätten insgesamt 930.000 Streikende teilgenommen. Für 2021 wurden 221 Arbeitskämpfe mit 909.000 Streikenden und 596.000 Ausfalltagen erfasst.
Die umfangreichsten Streikaktionen fanden laut der Arbeitskampfbilanz 2022 des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung 2022 in den Tarifrunden der Metall- und Elektroindustrie statt. Größere Flächenauseinandersetzungen habe es zudem bei den Unikliniken in Nordrhein-Westfalen, dem Sozial- und Erziehungsdienst und den Seehäfen gegeben.
Die große Mehrheit der Arbeitskämpfe betreffe einzelne Firmen und ihre Haustarife. Die Zunahme der Arbeitskämpfe 2022 wurde den Angaben zufolge vor allem durch die hohe Zahl von Tarifkonflikten in einzelnen Betrieben geprägt. Dagegen werde die Zahl der Streikenden und die Zahl der Ausfalltage besonders durch die großen branchenweiten Tarifrunden bestimmt. Innerhalb der vergangenen beiden Jahrzehnte habe das Jahr 2022 „zu den eher streikintensiveren Jahren“ gezählt.
Die meisten Arbeitskämpfe gab es den Angaben zufolge in Nordrhein-Westfalen mit 26 Konflikten, gefolgt von Baden-Württemberg und Niedersachsen mit jeweils 21 Arbeitskämpfen. Ostdeutschland sei mit etwa einem Drittel aller lokalen Auseinandersetzungen gemessen an seiner Größe in Bezug auf die Konflikthäufigkeit überproportional vertreten. Die meisten Konflikte habe es hier mit 14 Arbeitskämpfen in Berlin gegeben, gefolgt von Thüringen mit 13 sowie Brandenburg und Sachsen mit je 12 Konflikten. 32 Arbeitskämpfe (14 Prozent) erstreckten sich der Erhebung zufolge über mehrere Bundesländer.
Der Bilanz zufolge haben 17 Prozent der Beschäftigten in Deutschland selbst schon an Streiks teilgenommen. Die Daten zu eigenen Streikerfahrungen wurden im Rahmen der Erwerbspersonenbefragung der Stiftung erhoben. Die Arbeitskampfbilanz ist laut WSI eine Schätzung auf Basis von Gewerkschaftsangaben und Medienberichten.