Berlin (epd). Die Bundeswehr ist nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) auf einem weiteren Flug zur Evakuierung von Menschen aus dem Sudan unterwegs. Die Zahl der Geretteten werde sich damit bis Montagabend voraussichtlich auf mehr als 400 erhöhen, sagte Pistorius am Montag in Berlin. Bis Montagmorgen hatte die Bundeswehr mehr als 300 Menschen ausgeflogen. Pistorius und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerten sich erleichtert über den Verlauf der Mission. Es sei aber noch nicht der „Moment des Aufatmens“, sagte Baerbock.
Es befänden sich noch mehr Deutsche vor Ort, sagte Baerbock. Man arbeite mit Hochdruck daran, sie zu erreichen. Gleichzeitig gehe am Montagabend die dreitägige Feuerpause zu Ende, die den Einsatz ermöglicht habe. Dann sei man in einer anderen Lage, sagte Baerbock und ergänzte: „Ob die Sicherheitslage in den nächsten Tagen weitere Evakuierungen erlauben wird, ist mehr als ungewiss.“ Es würden alle Optionen weiter geprüft, Deutsche aus dem Land zu holen, auch Ausreisen über internationale Partner, den Land- oder Seeweg, sagte sie.
Nach einer Eskalation der Gewalt im Sudan hatten Deutschland und andere Staaten in den vergangenen Tagen Evakuierungsmissionen gestartet. Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell wurden bis Montagmorgen mehr als 1.000 Menschen aus EU-Staaten außer Landes gebracht.
Sudanesische Beschäftigte deutscher Einrichtungen wurden nicht evakuiert. Die rechtliche Voraussetzung zur Evakuierung der Ortskräfte wäre eine spezielle Verfolgung dieser Mitarbeitenden, erläuterte Baerbock. Dies sei nicht gegeben und die Situation nicht mit der in Afghanistan im vergangenen Jahr vergleichbar, sagte sie. Nach dem Abzug der Streitkräfte aus Afghanistan gerieten die lokal Beschäftigten unter Druck, weil sie für deutsche Institutionen oder solche anderer westlicher Staaten tätig waren.
Grund der Kämpfe im Sudan ist ein Machtkampf zwischen Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“. Bei den Gefechten wurden nach UN-Angaben mindestens 427 Menschen getötet und mehr als 3.700 weitere verletzt.