Köln (epd). Die Landwirtschafts- und Menschenrechtsorganisation Fian fordert Agarreformen in Lateinamerika zugunsten von Kleinbauern. Etwa ein Prozent der größten landwirtschaftlichen Betriebe beanspruchten dort mehr als die Hälfte der produktiven Fläche, erklärte Fian am Samstag in Köln. Weniger als 13 Prozent des Agrarlands in Lateinamerika sei in den Händen kleinbäuerlicher Strukturen, obwohl diese knapp 80 Prozent aller Betriebe des Kontinents ausmachten.
Nötig seien umfassende Landreformen zugunsten von kleinbäuerlichen, indigenden Gemeinden, sagte der Lateinamerikareferent von Fian, Marian Henn, anlässlich des Internationalen Tags der Landlosen am Montag (17. April). Dies sollte im Zentrum der Lateinamerika-Politik der Bundesregierung stehen. Die unsoziale Landkonzentration sei das Ergebnis eines Wirtschaftsmodells, das auf der unregulierten Ausbeutung natürlicher Ressourcen beruhe.
„Land ist keine Ware, sondern ein wesentlicher Faktor für die Verwirklichung vieler Menschenrechte“, unterstrich Henn. Die Agrarpolitik richte sich jedoch häufig an den Interessen von Großgrundbesitz und Agro-Business aus. Beim Bergbau, bei Projekten zur Energiegewinnung oder beim Anbau exportorientierter Monokulturen würden immer wieder Geschäftsinteressen über die Menschenrechte gestellt, kritisierte Henn. Zu den Profiteuren gehörten auch deutsche Unternehmen, die billige Agrar- und Industrierohstoffe aus Lateinamerika beziehen würden.
Die ungleiche Verteilung von Land habe einen historischen Ursprung, der weit bis in die Zeit europäischer Kolonialisierung zurückreiche, erklärte Fian. Eine Vielzahl lang andauernder bewaffneter Konflikte und Militärputsche sei eng mit der Landfrage verknüpft.