Frankfurt a.M., New York (epd). Der UN-Sonderbeauftragte für Mali, El-Ghassim Wane, hat vor zunehmender Gewalt im Nordosten des Landes gewarnt. Die Sicherheitskrise in der Region Ménaka habe sich im vergangenen Jahr weiter zugespitzt, sagte er vor dem UN-Sicherheitsrat am Mittwoch (Ortszeit). Der regionale Ableger des IS, der „Islamischen Staat in der Großsahara“ (ISGS), und der rivalisierende Al-Kaida-Ableger im Sahel (JNIM) kämpften um die Kontrolle der Region und terrorisierten dabei die Zivilbevölkerung. Zehntausende Menschen hätten fliehen müssen.
Mehr als 30.000 Vertriebene sind demnach in die Nähe der Hauptstadt der Region, Ménaka, geflüchtet. Sie bräuchten dringend Wasser, Essen, medizinische Versorgung und Unterkünfte. „Diesen Menschen zuzuhören, die uns buchstäblich um Trinkwasser angebettelt haben, war eine schockierende Erfahrung“, sagte der Leiter der UN-Mission in Mali (Minusma).
Ménaka ist die Nachbarregion der Region Gao, in der rund 1.100 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der etwa 13.000-köpfigen Minusma aktiv sind. Wane wies darauf hin, dass die Terrororganisationen ISGS und JNIM auch in Gao kämpfen. Um die malische Armee am Vorrücken zu hindern, setzten sie immer mehr improvisierte Sprengkörper ein. Der UN-Sonderbeauftragte forderte in Anbetracht der Sicherheitsprobleme eine bessere Abstimmung zwischen der malischen Armee und der Minusma.
Seit zwei Militärputschen 2020 und 2021 hat sich das Verhältnis der malischen Regierung und der Minusma deutlich verschlechtert. Die malischen Machthaber hindern die UN-Soldatinnen und Soldaten oftmals an der Erfüllung ihres Mandats. Zudem werden der Armee immer wieder gravierende Menschenrechtsverbrechen und eine Zusammenarbeit mit der russischen Söldnergruppe Wagner vorgeworfen.
Eine EU-Ausbildungsmission wurde deshalb im vergangenen Jahr beendet, und auch der deutsche Bundeswehreinsatz soll im kommenden Frühjahr enden. Am Donnerstag waren Verteidigungsminister Boris Pistorius und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) in Mali eingetroffen, um sich ein Bild der Lage zu machen.