Zwei Camps von Migranten in Tunesien geräumt

Zwei Camps von Migranten in Tunesien geräumt

Tunis (epd). In Tunesiens Hauptstadt Tunis sind zwei Camps von Migranten geräumt worden. Die Polizei setzte am Dienstag Tränengas ein und nahm mehrere Personen fest. In den Camps mit improvisierten Zelten vor den Büros des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) harrten Hunderte Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara seit über einem Monat aus und forderten ihre Evakuierung in sichere Drittstaaten.

Präsident Kais Saied hatte im Februar über Migrantinnen und Migranten gehetzt. Seitdem wurden mehrere Hundert Menschen aus Subsahara-Afrika festgenommen, immer wieder gibt es Berichte von rassistischen Angriffen. Die Bewohner der Camps, darunter auch Frauen und kleine Kinder, sind in der Mehrzahl registrierte Geflüchtete, die angeben, durch die Übergriffe im Februar ihre Unterkunft und ihr Hab und Gut verloren zu haben.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte die Polizei versucht, das Lager vor dem UNHCR gewaltsam zu räumen. Nach Angaben von Anwohnern bewarfen Migranten am Dienstag das Gebäude und in der Nähe geparkte Autos mit Steinen. Daraufhin vertrieben Sicherheitskräfte die Menschen. Die Räumung sei aufgrund einer Anzeige des UNHCR erfolgt, sagte ein Sprecher des tunesischen Innenministeriums dem Radiosender Diwan FM. Das UNHCR war für eine Stellungnahme nicht unmittelbar zu erreichen. Auch das Camp vor dem IOM-Büro wurde laut Augenzeugen geräumt.

Präsident Saied hatte am 21. Februar nach einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrates von kriminellen Bestrebungen nicht näher genannter Gruppierungen gesprochen, die Geld dafür erhalten würden, „die demografische Zusammensetzung Tunesiens zu verändern.“ Durch eine Welle irregulärer Migranten solle das Land rein afrikanisch werden und seine muslimisch-arabische Identität verlieren. Nach Angaben der tunesischen Behörden leben in dem Land mit zwölf Millionen Einwohnern rund 21.000 Menschen aus Subsahara-Afrika.