Frankfurt a.M., Kabul (epd). Die Vereinten Nationen haben angekündigt, das Beschäftigungsverbot für Frauen in Afghanistan nicht umzusetzen. Die neue Verordnung der Taliban verstoße gegen internationales Recht, darunter auch die UN-Charta, erklärte die UN-Mission in Afghanistan (Unama) am Dienstag in Kabul. Mit diesem Verbot wolle die De-facto-Regierung die Vereinten Nationen dazu zwingen, die entsetzliche Wahl zu treffen zwischen einem weiteren Engagement für die Menschen in Afghanistan und dem Einhalten von Normen und Grundsätzen, denen die UN verpflichtet sei.
Die radikalislamischen Taliban hatten Frauen vergangene Woche die Arbeit bei den Vereinten Nationen verboten. Bereits im Dezember hatten sie weiblichen Beschäftigten von Hilfsorganisationen untersagt, ihren Tätigkeiten nachzugehen. Ausnahmen gestatteten sie für den Gesundheits- und Grundschulbildungsbereich. Die Regel wird nicht in allen Regionen des Landes gleich streng ausgelegt. Mancherorts können Organisationen Vereinbarungen mit lokalen Taliban erreichen.
Als Reaktion auf das jüngste Verbot hatte die UN-Mission in Afghanistan alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, nicht zur Arbeit zu erscheinen. Die Verordnung sei eine weitere diskriminierende Maßnahme der Taliban, um Frauen und Mädchen aus dem alltäglichen öffentlichen Leben zu verdrängen, kritisierte die Mission. Man werde alle Aktivitäten bis Anfang Mai überprüfen und dabei auf allen Ebenen mit den De-facto-Behörden der Taliban das Gespräch suchen. Die Vereinten Nationen bemühten sich weiter, ihre zeitkritische und lebensrettende humanitäre Arbeit fortzuführen.
In Afghanistan herrscht laut den UN eine beispiellose humanitäre Krise. Mehr als 28 Millionen der etwa 43 Millionen Einwohner sind demnach auf Unterstützung angewiesen, um zu überleben. Sechs Millionen Menschen stünden an der Schwelle zu einer Hungersnot. UN-Organisationen wie das Welternährungsprogramm spielen bei der Versorgung der Menschen eine entscheidende Rolle.