Washington (epd). Mit einem Urteil gegen das gebräuchliche medikamentöse Abtreibungsmittel Mifepriston hat ein konservativer US-Bundesrichter Lebensschützern einen Sieg beschert. Bundesbezirksrichter Matthew Kacsmaryk im texanischen Amarillo urteilte am Freitag (Ortszeit), die Arzneimittelbehörde habe bei der Zulassung des Mittels vor 23 Jahren schwerwiegende Fehler gemacht und Risiken nicht ausreichend in Betracht gezogen. Laut dem Familienplanungsinstitut Guttmacher Institute wird in den USA rund die Hälfte der Abtreibungen medikamentös vorgenommen.
Kacsmaryks Urteil hat die Zulassung von Mifepriston vorläufig aufgehoben. Das Urteil solle in sieben Tagen in Kraft treten, hieß es. Es ist landesweit wirksam. US-Vizepräsidentin Kamala Harris erklärte am Freitag, die Regierung unter US-Präsident Joe Biden werde weiterhin für Reproduktionsfreiheit eintreten. Justizminister Merrick Garland sagte, er werde gegen das Urteil Berufung einlegen.
Eine endgültige Entscheidung liegt vermutlich beim Obersten Gericht der USA. Die Präsidentin des Verbandes „Zentrum für Reproduktionsrechte“, Nancy Northup, protestierte in der „New York Times“, mehr als fünf Millionen Frauen hätten Mifepriston genommen. Der vom früheren US-Präsidenten Donald Trump ernannte Kacsmaryk gilt als außerordentlich konservativer Jurist. In den USA gehört es zum juristischen Alltag, dass Kläger ihre Fälle gezielt bei ihnen gewogenen Bundesrichtern vorbringen.
Laut Medienberichten hat die beim Mifepriston-Streit klagende christliche Gruppe „Alliance for Hippocratic Medicine“ (Deutsch: Allianz für Hippokratische Medizin) im vergangenen August ihr Büro in Amarillo aufgemacht. Abtreibung ist in den USA stark umstritten. Im Juni 2022 hat das Oberste Gericht das Recht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt. Seit diesem Urteil haben 13 der 50 Bundesstaaten Abtreibungen verboten.