Genf (epd). Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich laut dem UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, die Gewalt weiter verschärft. Seit Oktober seien mindestens 1.338 Menschen getötet worden, darunter 107 Kinder, erklärte der Hochkommissar der Vereinten Nationen am Donnerstag in Genf. Türk präsentierte dem UN-Menschenrechtsrat einen neuen Zwischenbericht über Verbrechen im Kongo.
Brennpunkte der Attacken seien die Provinzen Nord-Kivu und Ituri. Bewaffnete Gruppen seien für abscheuliche Angriffe auf Zivilisten verantwortlich. Der Hochkommissar berichtete auch über sexuelle Gewalt gegen Zivilisten: Es handele sich um eine Kriegswaffe und eine Terrorstrategie. Im Jahr 2022 hätten UN-Ermittler Fälle von sexueller Gewalt mit 701 Opfern dokumentiert. Darunter seien 503 Frauen, 187 Mädchen und 11 Männer. Die Täter seien bislang straffrei ausgegangen.
Nach UN-Angaben untergräbt die Krise im Osten des Kongos auch die Bildungschancen der Kinder. Rund 750.000 Mädchen und Jungen gehen wegen der Gewalt nach UN-Angaben nicht zur Schule. Mindestens 2.100 Schulen in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri seien seit Anfang vergangenen Jahres geschlossen, sagte ein UN-Sprecher.
Auch die Kinder, die fliehen mussten, erhielten keine Bildung, weil es in den meisten Camps keine entsprechenden Angebote gebe, hieß es. Im Ostkongo herrscht seit Jahrzehnten ein Kampf um Macht und Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen zwischen zahlreichen Milizen und der Armee.
Die derzeit größte und am besten organisierte Rebellengruppe ist die M23, die vor allem in Nord-Kivu die Menschen terrorisiert. Der UN-Sicherheitsrat forderte einen sofortigen Rückzug der Milizionäre. Die Kämpfer haben mehrere Termine für einen Rückzug, die in verschiedenen Treffen zur Befriedung der Region festgelegt worden waren, verstreichen lassen.
Besonders gefährlich sei die Lage für annähernd 240.000 Kinder, die kürzlich hätten fliehen müssen und nun in den riesigen Lagern rund um Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, lebten, erklärte das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Kinder im Schulalter bezahlten einen inakzeptablen Preis, sagte der Unicef-Vertreter im Land, Grant Leaity.
Hunderttausende Mädchen und Jungen lebten unter unerträglichen Bedingungen. Schulen würden angegriffen und von bewaffneten Gruppen als Quartier missbraucht, Bildungseinrichtungen hätten wegen der Kämpfe schließen müssen, andere dienten als improvisierte Unterkünfte für Geflüchtete.
Den UN zufolge sind im Ostkongo mehr als 5,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Über 800.000 Frauen, Kinder und Männer wurden allein in Nord-Kivu seit einem Jahr durch die erstarkende M23 vertrieben.