Zahl der Schwangerschaftsabbrüche um fast zehn Prozent gestiegen

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche um fast zehn Prozent gestiegen
Die absoluten Zahlen sind deutlich: 2022 gab es einen massiven Anstieg bei den Schwangerschaftsabbrüchen - auf rund 104.000. Doch die Organisation pro familia betont, man müsse auf die Quoten schauen, um Trends auszumachen. Und die fehlten noch.

Wiesbaden (epd). Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im Jahr 2022 mit rund 104.000 gemeldeten Fällen um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, lag die Zahl der Abtreibungen damit auch über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2020, als die Zahl der gemeldeten Fälle stets zwischen rund 99. 000 und 101.000 gelegen hatte. Die Beratungsorganisation pro familia hält sich auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei der Bewertung der Zahlen jedoch zurück: Die Statistiken seien noch nicht vollständig, hieß es.

Wie das Statistische Bundesamt weiter berichtete, war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zuletzt im Jahr 2012 mit 106.800 Fällen höher als im Vorjahr. 2021 war zudem mit 94.600 Fällen der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik verzeichnet worden.

Bei pro familia hieß es, man sehe zwar die absoluten Zahlen, nicht aber eine Quote. Die Häufigkeit von Abbrüchen gibt das Bundesamt an, indem deren Quote auf 10.000 Frauen ermittelt wird. Das sei bislang jedoch nicht geschehen, denn es fehlten neuere Angaben aus der Bevölkerungsstatistik. Deshalb gebe es bislang nur Quoten, die sich auf das Jahr 2020 bezögen. Folglich müsse man bei der Bewertung vorsichtig sein, hieß es: „Eigentlich haben wir bislang nur die absolute Zahl“, sagte eine Sprecherin.

Die von Katholiken getragene Beratungsorganisation donum vitae betonte, man wisse aus der Beratungspraxis, dass es sich bei den Gründen für einen Abbruch oft um multiple Problemlagen handele. „Zunehmend spielen die aktuellen Krisen eine Rolle“, sagte eine Sprecherin dem epd. Sie verwies auf die Folgen der Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Entwicklungen aufgrund des Krieges gegen die Ukraine. Das seien oft „schwierige und vor allem finanziell herausfordernde Rahmenbedingungen“, in denen sich viele Schwangere ein Leben mit einem Kind nicht vorstellen könnten.

Laut dem Statistischen Bundesamt erfolgten die Eingriffe überwiegend ambulant. 96 Prozent der im Jahr 2022 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden den Angaben zufolge nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (51 Prozent) wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 35 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet.

Sieben von zehn Frauen (rund 70 Prozent), die 2022 einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt. Rund 19 Prozent waren im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Etwa acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, rund drei Prozent jünger als 18 Jahre. Circa 41 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.