Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die äthiopische Regierung hat einen hochrangigen Vertreter der ehemaligen Bürgerkriegspartei TPLF zum Vorsitzenden der Übergangsverwaltung in der Konfliktregion Tigray ernannt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur ENA am Donnerstag berichtete, soll der Sprecher der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), Getachew Reda, das Gremium leiten. Die Einrichtung einer solchen Verwaltung war im Friedensabkommen vereinbart worden.
Als Vorsitzender wird Getachew das Gremium koordinieren, berichtete die ENA unter Berufung auf Angaben des Büros von Ministerpräsident Abiy Ahmed. Demnach soll der TPLF-Vertreter auch sicherstellen, dass verschiedene politischen Kräfte aus Tigray repräsentiert werden. Zuvor hatte das äthiopische Parlament am Mittwoch dafür gestimmt, die lange Zeit in Tigray regierende TPLF von der Terrorliste zu streichen.
Mit der Einrichtung der Übergangsverwaltung wird eine weitere Vereinbarung des Friedensabkommens von Pretoria umgesetzt, auf das sich die Zentralregierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray Anfang November geeinigt hatten. Zuvor hatten Kämpfer der TPLF bereits unter anderem ihre schweren Waffen abgegeben.
Mit dem Abkommen wurde der zwei Jahre anhaltende Krieg im Norden Äthiopiens beendet. Ursprung des Konflikts war ein Streit um die Macht zwischen der TPLF und der Zentralregierung in Tigray. Die Gewalt kostete Schätzungen zufolge rund 600.000 Menschen das Leben. Allen Kriegsparteien, darunter auch Soldaten aus Eritrea, die an der Seite der äthiopischen Zentralregierung kämpften, werden schwere Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen.