Berlin (epd). Die Arbeitsaufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland gestaltet sich laut Experten auch ein Jahr nach Kriegsbeginn schwierig. Bis eine Beschäftigung aufgenommen werden könne, vergehe oft viel Zeit, „vor allem, weil erst die deutsche Sprache beherrscht werden muss“, sagte Projektleiterin Marlene Thiele vom „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mehr als 25 Prozent der deutschen Betriebe haben aber einer eigenen Umfrage zufolge bereits Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine.
Absolute Zahlen über schon entstandene Jobs gebe es nicht, sagte Thiele. Etwa ein Drittel der Unternehmen habe angegeben, dass nach Gesprächen bereits eine Anstellung entstanden ist. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der neuen Jobs fußten auf Arbeitsverträgen. Der Einstieg in Beschäftigung über ein Praktikum (21 Prozent) oder eine Ausbildung (ein Prozent) spielt demnach bislang eine deutlich kleinere Rolle.
„Wir hören immer wieder von den Mitgliedsunternehmen, dass die Verständigung eine ganz wesentliche Hürde und der Wunsch nach guten Sprachkursangeboten groß ist“, erklärte die Mitarbeiterin der IHK. Aber man müsse sehen, dass 2022 unerwartet viele Menschen aus der Ukraine kamen, da seien die nötigen Kursstrukturen oft noch nicht dagewesen.
„Unser Eindruck ist: Aufgrund der Erfahrungen aus den Jahren 2015/2016 konnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das für Integrations- und Berufssprachkurse zuständig ist, doch recht schnell reagieren.“ Laut offiziellen Angaben hatten sich im Februar etwa 200.000 Ukrainerinnen und Ukrainer für einen Integrationskurs angemeldet haben.
Überrascht habe sie in der Umfrage die Bewertung der Kinderbetreuung als zwingende Voraussetzung für eine Arbeitsaufnahme. Das sei nur von 15 Prozent der Betriebe als wichtige Voraussetzung angegeben worden. „Das hat uns überrascht. Denn in der Tat ist die überwiegende Mehrheit der Geflüchteten aus der Ukraine weiblich, fast die Hälfte von ihnen ist mit minderjährigen Kindern nach Deutschland gekommen.“
Unter dem Strich könne von flächendeckender Aufnahme der Ukrainer in Beschäftigung noch keine Rede sein. „Die Entwicklung steht hier noch am Anfang“, betonte Thiele. Die Umfrage habe auch gezeigt, dass sich knapp die Hälfte der Unternehmen mehr Klarheit über die Frage wünscht, ob sich die ukrainischen Geflüchteten eine längerfristige Zukunft in Deutschland vorstellen können.