Das liege daran, dass darüber nur innerhalb der Szene gesprochen werde, sagte der Fachreferent beim Bundesverband der Diakonie am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Flad wird am Wochenende zu einer kirchlichen Fachtagung über dieses Thema im mecklenburgischen Salem bei Malchin erwartet.
Je radikaler, desto antichristlicher
Religiöse Bezüge seien überall zu finden, erläuterte der Politikwissenschaftler. Rechtsrockbands würden die germanischen Götter Odin und Thor besingen, in Zeitschriften gebe es Artikel über Runenkunde und Mythologie, auch Sommersonnenwendfeiern seien wichtige Events. Das populärste Neonazi-Accessoire sei eine Halskette mit einem Thorshammer. Mit dem Amulett, das heute ein heidnisches Erkennungszeichen ist, schützte der Sage nach der germanische Gott Thor ihm anvertraute Menschen.
Die Kirchen müssten stärker zur Kenntnis nehmen, dass sie "ein massives Feindbild für die Neonazi-Szene darstellen", sagte Flad. Viele Neonazis meinten, "dass das Christentum, das als im Kern jüdisch gedacht wird, die Stammesgesellschaften des alten Europa zerstört und unterjocht hat". Damit verbunden sei "eine scharfe Kritik an der christlichen Ethik". Als Faustregel gelte, dass je radikaler die Position ist, desto stärker sei das Denken antisemitisch und antichristlich sowie zunehmend neuheidnisch ausgerichtet.