Migrationsforscher fordert anderes Asylrecht

Migrationsforscher fordert anderes Asylrecht

Berlin (epd). Der Soziologe und Migrationsforscher Ruud Koopmans fordert eine grundlegende Änderung des europäischen Asylsystems. Dazu gehöre nach dem Vorbild Australiens die konsequente Unterbindung irregulärer Migration, sagte der Direktor der Abteilung „Migration, Integration, Transnationalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) dem „Tagesspiegel“ (Mittwoch). Australien gehöre zu jenen Ländern der Welt, die pro Kopf am meisten Flüchtlinge aufnehmen.

„Sie holen großzügig Flüchtlinge ins Land, aber nur solche, die sie zuvor in Drittstaaten gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR auf Schutzbedürftigkeit und Gefährdungspotenzial überprüft haben“, sagte der Autor des im Februar erschienenen Buches „Die Asyl-Lotterie“: „Das Land vergibt auch jährlich Tausende von Visa aus humanitären Gründen. Sie helfen den Menschen anders, als wir das in Europa tun. Gleichzeitig verweigern sie Flüchtlingen den Aufenthalt, die versuchen, das Land irregulär auf dem Seeweg zu erreichen.“

Die konsequente Unterbindung irregulärer Migration könnte auch in Europa Leben retten, wenn sie die Anreize für die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer abschafft, sage der aus den Niederlanden stammende Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität. Entsprechende Drittstaaten, in denen die Asylverfahren geprüft werden, könnten Tunesien, Marokko, Senegal, Albanien oder Nordmazedonien sein. Die EU müsse die Kosten für die Flüchtlinge übernehmen und im Gegenzug den Ländern Kontingente für reguläre Arbeitsmigranten anbieten.