Trier (epd). Die katholische Kirche unterstützt nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann die Selbstverteidigung der Ukraine. Die Diskussionen um Waffenlieferungen der vergangenen Monate habe er dennoch mit einem unruhigen Gefühl verfolgt, erklärte er am Dienstagabend in Trier nach einer Reise in die Region Ivano-Frankivsk im Westen der Ukraine. Er frage sich auch manchmal, ob und welche Bemühungen um Dialog es gebe. Zugleich sei klar, dass das „Regime“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht für Argumente zugänglich sei.
Auf der von Freitag bis Montag dauernden Reise habe er deutlich gesehen, dass sich die Menschen nach Frieden sehnten, aber die Lage für sie auch alternativlos sei. „Die Leute haben mich gefragt: Welche Wahl haben wir denn, außer uns zu verteidigen?“, berichtete der Trierer Bischof. „Viele Ältere haben noch die Sowjetunion erlebt, ohne Meinungs- und Religionsfreiheit.“ Im Gespräch mit jungen Studierenden sei deutlich geworden, dass diese sich an Europa und demokratische Werte orientierten.
„Es ging uns bei der Reise darum, im Vorfeld zum Jahrestag des Kriegsbeginns ein Zeichen der Solidarität zu setzen und das große Engagement der Helfenden vor Ort zu würdigen“, betonte Ackermann. Materielle Hilfe sei weiterhin nötig. „Die Leute waren unheimlich dankbar für die vielfältige Unterstützung“, sagte er. „Und sie haben die dringende Bitte geäußert, dass wir sie nicht vergessen und an ihrer Seite bleiben.“ Allein die Malteser aus dem Bistum Trier schickten den Angaben zufolge bisher 74 Hilfstransporte direkt nach Ivano-Frankivsk, elf weitere Transporte gingen in angrenzende Länder.
„Wir hören in den Nachrichten dauernd Lagebeurteilungen und Berichte über Waffensysteme - darüber kann auch ich als Normalbürger schlecht urteilen“, betonte Ackermann. „Was aber jeder kann, ist, das Leid der Menschen an sich heranzulassen.“