"Save the Children": Ukraine-Krieg tötet täglich Kinder

"Save the Children": Ukraine-Krieg tötet täglich Kinder
Kinder leiden laut "Save the Children" am stärksten unter den Folgen des Ukraine-Krieges. Viele von ihnen lebten in ständiger Angst, wenn sie nicht selbst umkommen oder verletzt werden. Im Kampf ums Überleben komme auch Bildung zu kurz.

Berlin (epd). In der Ukraine sind laut „Save the Children“ seit dem russischen Überfall täglich mindestens vier Kinder verletzt oder getötet worden. Die Hilfsorganisation beklagte darüber hinaus am Montag bei der Vorstellung der Studie „A Heavy Toll“ („Ein hoher Tribut“) sexuelle Gewalt und Folter an Minderjährigen. Mindestens 17,7 Millionen Menschen seien dort auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 4,1 Millionen Mädchen und Jungen.

Von dem Krieg seien diejenigen am stärkten betroffen, die am wenigsten Verantwortung trügen, die Kinder, heißt es in dem Bericht über die Auswirkungen des Krieges. Seit dem Beginn der landesweiten Angriffe Russlands am 24. Februar 2022 hätten sie sich durchschnittlich 920 Stunden, rund einen Monat, im Untergrund verstecken müssen. Im vergangenen Jahr hätten 16.207 Mal Sirenen vor Raketenangriff oder Beschuss gewarnt. Allein in der Region Charkiw hätten rund 1.700 Sirenen insgesamt rund 1.500 Stunden geheult.

Entlang der Frontlinie im Südosten der Ukraine höre der Beschuss fast nie auf. Wegen der ständigen Angriffe hätten Familien bis zu acht Stunden am Stück unter der Erde Schutz suchen müssen, heißt es unter Hinweis auf offizielle Quellen.

Zudem stellten Minen und nicht explodierte Kampfmittel ein lebensgefährliches Risiko für rund zwei Millionen Kinder in der Ukraine dar. Rund 250.000 explosive Kampfmittelrückstände seien bereits geräumt worden. „Save the Children“ warnte davor, dass in den vom Krieg betroffenen Regionen Millionen weitere Sprengkörper zurückgeblieben seien.

Der Bericht beschreibt Gefahren, denen Jungen und Mädchen in der Ukraine täglich ausgesetzt sind, sowie seelische Belastungen durch das Erleben von Gewalt und Vertreibung. Viele Kinder lebten dort in ständiger Angst, sagte die Geschäftsführerin von „Save the Children“, Inger Ashing.

Auch der Zugang zur nötigen Bildung für Kinder und Jugendliche sei stark eingeschränkt, beklagte die zuständige Länderdirektorin der Hilfsorganisation, Sonia Khush: „Viele Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Häuser und Schulen zerstört wurden und ihre Angehörigen im Granaten- und Raketenbeschuss starben.“

Zahlreiche Kinder seien auf Online-Unterricht angewiesen, da Schulen wegen der Kämpfe geschlossen seien, heißt es in dem Bericht. Knapp ein Drittel der Minderjährigen (30 Prozent) habe einen eigenen Computer. Stromausfälle erschwerten die Teilnahme am Unterricht.

Vor diesem Hintergrund forderte „Save the Children“ die Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Zivilisten sowie zivile Infrastruktur wie Schulen, Wohnhäuser und Krankenhäuser müssten vor Angriffen geschützt werden.

„Save the Children“ ist nach eigenen Angaben seit 2014 in der Ostukraine tätig. Seit Kriegsbeginn weitete die Hilfsorganisation ihre Einsätze auch in anderen Landesteilen aus. Seither versorgte sie demnach rund 800.000 Menschen, darunter 436.500 Kinder, unter anderem mit Lebensmitteln und Wasser.