Bischof Adomeit: "Wir brauchen Orte, um Sorgen auszusprechen"

Bischof Adomeit: "Wir brauchen Orte, um Sorgen auszusprechen"
17.02.2023
epd
epd-Gespräch: Dieter Sell

Oldenburg, Hannover (epd). Angesichts des fortdauernden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind die Kirchen nach Auffassung des evangelischen Bischofs Thomas Adomeit in mehrfacher Weise gefordert, Hilfe zu leisten. „Wir müssen Hoffnungsräume öffnen, das ist unsere besondere Verantwortung“, sagte der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf den Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar. Der Krieg komme den Menschen nahe. In dieser Situation brauche es Orte, um zusammenzukommen und Sorgen auszusprechen.

„Es geht darum, voneinander und aufeinander zu hören“, betonte der Oldenburger Bischof. „Krieg darf niemals Normalität werden. Das muss uns ins Herz geschrieben sein.“ Gewalt könne im Endeffekt nie eine Lösung sein. „Gewalt darf nie das letzte Wort haben, auch wenn der Einsatz von Gewalt in Ausnahmesituationen nicht zu vermeiden ist.“ Die Kirchen müssten laut ansprechen, dass letztlich ein Krieg niemals ohne Verhandlungen zu Ende gehen werde. „Das heißt auch, dass wir Menschen dabei stärken müssen, Gespräche zu führen, Gesprächskanäle offenzuhalten, so dünn sie im Moment auch sind.“

Es gehe um die Stärkung aller, die sich in den Kirchen und Gemeindehäusern versammelten, aber auch um die vom Krieg direkt Betroffenen in der Ukraine. „Ich bin Menschen begegnet, für die wir gebetet haben und die mir gesagt haben, das hilft uns, das macht uns stärker, sicherer, gibt uns Gewissheit.“ Das Miteinander müsse gestärkt werden: „Wir packen gemeinsam an, um Not zu lindern. Wir sprechen gemeinsam darüber, wie wir damit umgehen, wenn wir merken, dass wir mit dem, was wir tun, an Grenzen stoßen.“

Die Hilfe für die Menschen aus der Ukraine erlebe er als einen „Hoffnungsstrahl in einer sehr bedrückenden Lage“, bekräftigte Adomeit. „Das zeigt: Unsere Gesellschaft ist fähig, bereit und willens zur Solidarität.“