Köln (epd). Knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef Deutschland zu dringender Hilfe für die Kinder in der Ukraine aufgerufen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kinder und jungen Menschen in der Ukraine zu einer verlorenen Generation werden“, sagte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee, am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz.
Der Leiter von Unicef Ukraine, Murat Sahin, wies auf das Leiden der Jungen und Mädchen hin: Seit fast einem Jahr lebten die rund 7,8 Millionen Kinder in der Ukraine in permanentem Ausnahmezustand und seien ihrer Kindheit beraubt. „Jeden Abend gehen sie in der Angst zu Bett, dass Raketen ihr Zuhause treffen.“
Innerhalb des Landes sind laut Unicef rund 3,3 Millionen Kinder und Jugendliche auf humanitäre Unterstützung angewiesen. In diesem Jahr benötigt Unicef nach eigenen Angaben 1,1 Milliarden US-Dollar für die Unterstützung der Kinder in der Ukraine. Unicef Deutschland habe im vergangegen Jahr 103 Millionen Euro private Spenden für die Nothilfe in der Ukraine sowie für geflüchtete Familien in den Nachbarländern erhalten.
Bildung und eine gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sind laut Sahin wegen der fortwährenden Angriffe kaum möglich. Mehr als 2.300 Bildungseinrichtungen seien beschädigt oder zerstört worden. Die psychische Belastung der Kinder wachse Tag für Tag. Unicef schätzt, dass etwa 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine ein hohes Risiko haben, an Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken. Zwischen Februar 2022 und Januar 2023 wurden nach Angaben von Unicef in der Ukraine mindestens 438 Kinder durch Kriegshandlungen getötet und 842 verletzt.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen arbeitet nach eigenen Angaben in der Ukraine mit 90 lokalen und nationalen Partnern zusammen, um die Not von Kindern und Familien zu lindern. So sei mit Unicef-Mitteln psychosoziale Unterstützung für bislang drei Millionen Kinder und ihre Betreuerinnen und Betreuer geleistet worden. Bildungsangebote erreichten mehr als 1,4 Millionen Kinder. 500.000 Kinder und Betreuende seien mit Winterkleidung und rund 309.000 schutzbedürftige Familien mit Bargeldhilfen versorgt worden. Unicef helfe außerdem bei der Gesundheitsversorgung und der Lieferung von sauberem Wasser in Gebiete mit zerstörter Infrastruktur.