Frankfurt a.M., Kabul (epd). In Afghanistan hat sich die humanitäre Krise durch das Arbeitsverbot für Frauen bei Hilfsorganisation laut „Save the Children“ deutlich verschärft. Bei vielen Familien komme lebensnotwendige Hilfe nicht mehr an, erklärte die Kinderrechtsorganisation am Mittwoch in Kabul. Knapp 20 Millionen Menschen seien von „extremem Hunger betroffen und kämpfen bei zweistelligen Minusgraden ums Überleben“, sagte David Wright, Mitglied der Geschäftsführung von „Save the Children“.
Das Arbeitsverbot verschärfe vor allem die Not der Frauen und Kinder, sagte Wright und forderte die Taliban dazu auf, den Beschluss rückgängig zu machen. Zugleich sprach Wright sich gegen Kürzungen oder das Einfrieren von Hilfsgeldern aus. „Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Afghanistan den Rücken zu kehren“, sagte er.
Die radikalislamischen Taliban hatten an Weihnachten erklärt, Frauen dürften nicht mehr für Hilfsorganisationen arbeiten, weil sie sich nicht an die Kleiderordnung hielten. Seitdem sind einige Ausnahmen gemacht worden, beispielsweise für den Gesundheits- und Grundschulbildungsbereich. Dennoch mussten etliche Organisationen ihre Hilfe aussetzen oder können nur sehr eingeschränkt arbeiten.
Derweil will die Bundesregierung unter der Bedingung, dass Frauen von der Hilfe profitieren, wieder Entwicklungsprojekte in Afghanistan finanzieren. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hatte Ende Dezember nach dem Beschluss der Taliban bestehende Entwicklungsprojekte ausgesetzt.