Dortmund (epd). Nach der Anklage gegen fünf Polizeibeamte wegen des Tods eines 16-Jährigen beteuert die Dortmunder Polizei ihren Willen zur Aufklärung. Es sei auch das Interesse der Behörde, dass der Tod des Flüchtlings aus dem Senegal und die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Maßnahmen bei dem Einsatz im vergangenen Sommer in der Dortmunder Nordstadt „lückenlos aufgeklärt“ werde, erklärte Polizeipräsident Gregor Lange am Mittwoch.
Medienberichten zufolge hat die Staatsanwaltschaft Dortmund Anklage gegen fünf Beamte erhoben. Ihnen würden Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen. Von der Staatsanwaltschaft war am Mittwoch zunächst keine Bestätigung zu erhalten.
Der 16-jährige Mouhamed Dramé war im August vergangenen Jahres bei einem Polizeieinsatz bei einer Jugendhilfeeinrichtung von vier Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffen worden und gestorben. Zuvor soll er die Absicht geäußert haben, sich umzubringen. Die Polizei hatte den Ermittlungen zufolge auch Pfefferspray und Taser gegen den Jugendlichen eingesetzt. Die Bodycams der Polizisten seien während des Einsatzes nicht eingeschaltet gewesen.
Gegen den mutmaßlichen Schützen und vier weitere Polizeibeamte waren nach dem Vorfall zunächst Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Der Fall sorgte für bundesweite Aufmerksamkeit und führte zu Debatten über polizeiliche Ausbildung, Waffeneinsatz und Rassismus.
Polizeipräsident Lange beteuerte, ihm sei klar, dass der Einsatz „vor allem bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte Vertrauen beschädigt“ habe. Das müsse die Polizei wieder herstellen. Er verwies auf verschiedene Maßnahmen wie ein Beschwerdemanagement, Dialogformate, eine Erhebung zu rechtsextremen Tendenzen innerhalb der Polizei und einen Extremismusbeauftragten. Zudem habe die Behörde nach dem Einsatz vom 8. August 2022 Dienstunterrichte eingeführt, in denen Einsatzkräfte im Umgang mit psychisch auffälligen Personen geschult und sensibilisiert würden.