Umfrage: Viele Deutsche wollen elektronische Patientenakte nutzen

Umfrage: Viele Deutsche wollen elektronische Patientenakte nutzen

Gütersloh (epd). Die Mehrheit der Deutschen begrüßt einer Umfrage zufolge offenbar die vom Bund geplante Einführung einer elektronischen Patientenakte (ePA) für alle Versicherten. Drei Viertel der Befragten gaben an, sie nutzen zu wollen, wie die am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Münch ergab. 18 Prozent seien dagegen, sieben Prozent unentschlossen. Die Zustimmung zur Digitalisierung des Gesundheitswesens sei dabei im Westen höher als in Ostdeutschland. Für die repräsentative Befragung wurden insgesamt 1.871 Menschen im Alter ab 14 Jahren interviewt, die vertraut mit dem Internet sind.

Bereits seit zwei Jahren können gesetzlich Versicherte eine ePA ihrer Krankenkasse erhalten, in der medizinische Befunde und Informationen aus vorhergehenden Untersuchungen und Behandlungen über Praxis- und Krankenhausgrenzen hinweg umfassend gespeichert werden können. Die elektronische Akte ist freiwillig und muss vor Einrichtung vom Versicherten aktiv freigeschaltet werden (Opt-in). Sie wird von den Krankenkassen zusammen mit einer App bereitgestellt. Mit dieser App können Patienten ihre digitale Akte etwa mit Arztbriefen und Befunden befüllen. Ärzte haben nicht automatisch Zugriff.

Nach dem Willen der Bundesregierung soll künftig eine ePA standardmäßig für alle Bürgerinnen und Bürger eingerichtet werden. Versicherte, die das nicht wollen, können widersprechen. Dieses sogenannte Opt-out-Verfahren trifft der aktuellen Umfrage zufolge auf großen Rückhalt in der Bevölkerung. So gaben zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten an, die Widerspruchslösung zu befürworten. Selbst unter denen, die eine elektronische Akte für sich persönlich ablehnen, hätten 42 Prozent Zustimmung zum Opt-out-Verfahren geäußert, sagte Stefan Etgeton, Experte für Gesundheitspolitik bei der Bertelsmann Stiftung.

Er kritisierte das bisherige Einwilligungsverfahren zur Anlegung einer elektronischen Akte als zu kompliziert. „Es dürfte einer der Gründe sein, weshalb in Deutschland bisher nicht einmal ein Prozent der Versicherten die ePA nutzen.“ Im Nachbarland Österreich, wo Opt-out schon seit Jahren gelte, seien es dagegen 97 Prozent.

Den Nutzen der ePA sehen die meisten der Umfrage zufolge vor allem im Versorgungsalltag: Von einem schnellen und umfassenden Zugriff auf Informationen in der Arztpraxis versprechen sich die Befragten eine bessere medizinische Behandlung. Rund ein Drittel (37 Prozent) erwartet sogar eine Verbesserung im Arzt-Patienten-Verhältnis. Vorbehalte bestehen dagegen hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) äußerte hier Bedenken.