Nairobi, Abuja (epd). Tausende mutmaßlich von der Armee in Nigeria erzwungene Abtreibungen bei Terror-Opfern werden seit Dienstag untersucht. Eine entsprechende Kommission nahm ihre Arbeit auf, wie die nationale Menschenrechtskommission erklärte. Sie soll Vorwürfen nachgehen, wonach das Militär und seine Anti-Terror-Einheiten seit 2013 Frauen und Mädchen nach ihrer Befreiung aus den Händen von Terroristen zu einem Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben.
Eine Recherche der Nachrichtenagentur Reuters hatte diese Vorwürfe nach Gesprächen mit Zeuginnen und Zeugen und der Sichtung von Unterlagen im Dezember öffentlich gemacht. Betroffene Frauen und Beschäftigte der Armee und von Krankenhäusern berichteten von einem Geheimsystem erzwungener Abtreibungen. Die nigerianische Armee bestreitet die Vorwürfe.
Im Nordosten des Landes hat die islamistische Terrorgruppe Boko Haram seit Beginn ihres Aufstands 2009 Zehntausende Menschen entführt und getötet. 25.000 Verschleppte werden nach Regierungsangaben derzeit vermisst, 11.000 davon Kinder. Mitte der 2010er-Jahre war Boko Haram laut dem Globalen Terrorindex die tödlichste Miliz weltweit. Tausende Frauen wurden vergewaltigt.
Abtreibungen sind in Nigeria grundsätzlich illegal und nur dann erlaubt, wenn ein Leben in Gefahr ist. Jedes Jahr sterben nach Angaben der nigerianischen Vereinigung der Gynäkologen tausende Frauen an unsicheren Abtreibungen und deren Folgen. Auch bei den erzwungenen Abtreibungen durch das Militär soll es zu Todesfällen gekommen sein, berichtete Reuters in Berufung auf Zeugen.
Die nationale Menschenrechtskommission will das geheime Abtreibungssystem und andere Menschenrechtsverletzungen durch das Militär im Namen des Kampfes gegen den Terror nun aufarbeiten. Geleitet wird das neue Gremium vom ehemaligen Verfassungsrichter Abdu Aboki.