Mittelmeer: Von "Sea-Eye 4" geretteter Flüchtling gestorben

Mittelmeer: Von "Sea-Eye 4" geretteter Flüchtling gestorben

Regensburg (epd). Ein von der Besatzung der „Sea-Eye 4“ geretteter Flüchtling ist tot. Nach einer dramatischen Rettung in der Nacht zum Freitag habe sich der Gesundheitszustand von zwei Geflüchteten derart verschlechtert, dass sie von Bord evakuiert wurden, erklärte die Organisation Sea-Eye am Montag. Eine dieser Personen sei nun im Krankenhaus gestorben.

Die Crew hatte vor der libyschen Küste insgesamt 109 Flüchtlinge in zwei Einsätzen an Bord geholt. Zwei von ihnen waren demnach bereits tot. Das Schiff ist auf seinem Weg ins weit entfernte Pesaro, das die italienischen Behörden zur Anlandung zugewiesen haben.

Nach Angaben der Bordärztin Angelika Leist von „German Doctors“ ist der Zustand der Geretteten aus dem ersten Einsatz besonders schlecht. Die 30 Geflüchteten, darunter mehrere Frauen und Kinder, seien sechs Tage ohne Trinken und Essen auf dem Mittelmeer gewesen. Während diese Menschen versorgt wurden, habe die Besatzung den Notruf eines völlig überfüllten Gummibootes in Seenot erhalten, aus dem sie 77 Flüchtlinge rettete.

Der Hafen von Pesaro liegt laut Sea-Eye rund fünf Tage Reisezeit vom Einsatzort entfernt. Eine Bitte um einen näher gelegenen Anlandeort sei von den Behörden unbeantwortet geblieben. Die neue italienische Regierung weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helferinnen und Helfer meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Am Freitag hat der Europarat diese Praxis scharf kritisiert.

Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Die Fahrt von Afrika nach Europa ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben dabei in diesem Jahr bereits 65 Menschen oder werden vermisst. 2022 waren es insgesamt 2.365.