Bremerhaven (epd). Die Windenergieunternehmen in Deutschland sehen Chancen und Wege, die Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. Der Plan der Bundesregierung, bis 2030 Windkraftanlagen zu bauen, die dann an Land 115 Gigawatt und auf See 30 Gigawatt Leistung bringen sollen, sei durchaus realisierbar. „Es ist aber keine Zeit zu verlieren“, sagte Heike Winkler, Geschäftsführerin des Industrieverbandes für Windenergie und Grünen Wasserstoff WAB mit Sitz in Bremerhaven. Dazu müsse die Politik aber die falschen Weichenstellungen der Vergangenheit korrigieren und ihren Worten Taten folgen lassen.
Winkler begrüßte die Entscheidung des Bundeskabinetts vom Montag zum Wegfall von Umweltverträglichkeitsprüfungen ausdrücklich. Damit können Windkraftanlagen künftig schneller genehmigt und gebaut werden. Politik und Verwaltung sollten die Hinweise aus der Windindustriebranche über mögliche Hindernisse für den Ausbau auch weiterhin stärker berücksichtigen, forderte die Geschäftsführerin.
Sie habe aber den Eindruck, dass der Mehrwert sowohl für das Klima als auch für die Wirtschaft mittlerweile von fast allen politischen Parteien gesehen werde, betonte Winkler. Dem Verein WAB gehören rund 250 kleinere und größere Unternehmen und Institute der Windindustrie, der maritimen Industrie sowie der Forschung an.
Zusätzlich zu den Genehmigungsverfahren für die Windkraftanlagen müssten auch die Transportgenehmigungen beschleunigt werden, damit die Bauteile der Anlagen per Lkw an Ort und Stelle gebracht werden könnten. Die damit beschäftigten Behörden seien schon jetzt so überlastet, dass die Vorgänge oft sehr lange dauerten, erläuterte die Expertin. Allerdings stünden derzeit für die anstehenden Ausbaupläne auch noch nicht genügend Schwerlast-Lkw oder alternative Transportlösungen zur Verfügung.
Viele Firmen, die in der Vergangenheit durch die Beschränkungen der Politik ihre Kapazitäten zurückfahren mussten, bräuchten nun Steuererleichterungen und andere Finanzierungshilfen. Die Unternehmen der Branche konnten Winkler zufolge keine Rücklagen bilden und seien ohne die erforderliche Unterstützung kaum in der Lage, in Produktionsanlagen und neue Fachkräfte zu investieren. Einstmals abgewanderte Fachkräfte könnten nur dann zurückgewonnen werden, wenn die Firmen ihnen eine langfristige Perspektive bieten könnten.
Winkler mahnte, Ausschreibungen sollten jetzt zügig realisiert werden, um Aufträge für die Unternehmen auszulösen, damit die Firmen Planungssicherheit hätten. Um den Fachkräftemangel zu beheben, forderte die Geschäftsführerin die Schaffung entsprechender Studien- und Ausbildungsgänge und eine große Fachkräfte-Offensive. „Wir gehen davon aus, dass an all diesen Dingen jetzt gemeinsam gearbeitet wird. Denn anders wird es nicht gehen, auch wenn wir noch so motiviert sind.“