Mexiko-Stadt, Port-au Prince (epd). Nach der Ermordung mehrerer Sicherheitskräfte haben in Haiti Polizisten die Residenz des Premierministers Ariel Henry angegriffen. Lokalen Medien zufolge richteten die Demonstranten am Donnerstag (Ortszeit) rund um den Wohnsitz in der Hauptstadt Port au Prince Schäden an. Auch Schüsse seien gefallen.
Henry befand sich während des Angriffs auf dem Rückweg aus Buenos Aires, wo der Gipfel Lateinamerikanischer Staaten (CELAC) stattgefunden hatte. Um ihn zu empfangen, zogen Demonstranten auch zum internationalen Flughafen von Port au Prince.
Die Polizisten sowie weitere Personen demonstrierten gegen die Untätigkeit der Behörden angesichts der Ermordung der Beamten. Nach Angaben der haitianischen Polizeigewerkschaft wurden in den vergangenen zwei Wochen 15 Polizisten von Bandenmitgliedern getötet. Bereits seit Dienstag fanden in Port au Prince und dem Umland Proteste statt. Die Demonstranten bauten Barrikaden und zündeten Reifen an. Aufgrund der angespannten Situation blieben einige Schulen geschlossen. Das UN-Büro in Haiti hat „die gezielten und vorsätzlichen Angriffe“ bewaffneter Banden gegen Sicherheitskräfte verurteilt.
Haiti ist das ärmste Land Lateinamerikas und befindet sich seit Langem in einer wirtschaftlichen und politischen Krise, die immer wieder schwere Gewaltausbrüche hervorruft. In der Hauptstadt kämpfen Banden, die häufig mit politischen Kräften verbunden sind, um die Kontrolle. Mindestens 55 Beamte kamen 2022 in dem Land ums Leben, Entführungen, Raubüberfälle und Vergewaltigungen nehmen zu. 2021 war der damalige Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Kurz vor seinem Tod hatte er Henry zum Premier ernannt.