Frankfurt a.M., Bangkok (epd). Fast zwei Jahre nach dem Militärputsch in Myanmar ist der Opium-Anbau in dem südostasiatischen Land nach Jahren des Rückgangs wieder deutlich gestiegen. Wie ein am Donnerstag in Bangkok veröffentlichter UN-Bericht zeigt, hat der Anbau im vergangenen Jahr um 33 Prozent im Vergleich zu 2021 zugenommen. Demnach vergrößerte sich die Anbaufläche von Schafmohn in dem genannten Zeitraum von 30.200 Hektar auf 40.100 Hektar.
Das meiste Opium (84 Prozent) werde im nordöstlichen Bundesstaat Shan angebaut, erklärte das regionale UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. In anderen Regionen des Vielvölkerstaates Myanmar wie dem westlichen Chin-Staat, dem östlichen Karenni-Staat oder dem nördlichen Kachin-Staat sei der Anstieg weniger ausgeprägt. Schlafmohn dient zur Gewinnung von Opium oder Verarbeitung zu Heroin.
Zu den wesentlichen Gründen für den Anstieg zählten Armut und Unsicherheit, heißt es in dem UN-Bericht. Wegen der schlechten Wirtschaftslage im Zuge der Coronakrise, der politischen Unsicherheit nach dem Militärputsch 2021 sowie Inflation und hoher Verkaufspreise für Opium hätten sich viele Haushalte in den ländlichen Gebieten wieder zunehmend auf den Anbau von Schlafmohn verlegt.
Laut UN-Angaben ist der Verkaufspreis von geerntetem Opium im Schnitt von 166 US-Dollar (etwa 152 Euro) pro Kilo im Jahr 2021 um 69 Prozent auf 281 US-Dollar (fast 258 Euro) im Jahr 2022 gestiegen. Myanmars arme, ländliche Bevölkerung sei zudem durch den Anstieg globaler Preise für Treibstoff- und Dünger infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine überproportional betroffen.
Die im UN-Bericht untersuchten Bundesstaaten Shan, Chin, Karenni und Kachin werden hauptsächlich von ethnischen Minderheiten bevölkert. Teils sind sie schon seit Jahrzehnten Schauplatz von bewaffneten Konflikten zwischen dort ansässigen Rebellen und wechselnden Zentralregierungen. Myanmar (früher Birma) hatte bis zum Frühjahr 2011 fast 50 Jahre direkt unter der Herrschaft von Militärdiktatoren gestanden. Am 1. Februar 2021 putschte die Armee dann gegen die zivile Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Die Grenzregion zwischen Myanmar, Thailand und Laos ist auch als „Goldenes Dreieck“ bekannt.