Würzburg (epd). Es ist eine Krankheit aus biblischen Zeiten - und noch immer werden jährlich rund 200.000 neue Lepra-Fälle entdeckt. Oft bleiben lebenslange Behinderungen zurück. Doch auch die psychischen Folgen wiegen schwer, wie die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) zum diesjährigen Welt-Lepra-Tag am 29. Januar erklärte. Lepra und andere vernachlässigte Tropenkrankheiten verursachten neben dem großen körperlichen ein mindestens genauso großes seelisches Leid, sagte DAHW-Beraterin Saskia Kreibich.
Jeder zweite Mensch, der von Lepra betroffen ist, leidet der Gesundheitsexpertin zufolge auch unter Depressionen, Angstzuständen oder beidem. Ein großer Faktor dabei: Der Lepra, die früher als „Aussatz“ verrufen war und zu sichtbaren Entstellungen führen kann, haftet nach wie vor eine Stigmatisierung an. Und die Ausgrenzung wirke sich auch auf die psychische Gesundheit aus, erklärt Kreibich. Hinzukomme, dass die Versorgung für psychische Probleme in den von Lepra betroffenen armen Ländern oft sehr schwach sei, vor allem auf dem Land.
Für insgesamt 20 vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) habe sich die Weltgesundheitsorganisation krankheitsspezifische Ziele bis 2030 gesetzt, erklärt die DAHW. Für Lepra sei vorgesehen, die Krankheit in den betroffenen Ländern Schritt für Schritt zu eliminieren - und sie bis 2035 weltweit auszurotten. Dazu seien aber auch bessere Diagnosemöglichkeiten und noch intensivere Bemühungen für einen Impfstoff nötig. An diesem werde mittlerweile seit 19 Jahren geforscht.
Weltweit wurden zuletzt jährlich etwa 200.000 Neuerkrankungen der von Bakterien ausgelösten Krankheit bekannt. Inmitten der Corona-Pandemie seien die offiziell gemeldeten Zahlen gesunken, sagte Kreibich - weil die Lepra-Programme unterbrochen und die Gesundheitsdienste überlastet waren. „Allerdings ist ohnehin davon auszugehen, dass die tatsächlichen Fallzahlen weit höher sind“, betonte die DAHW-Expertin. „Es gibt Modellierungen, die vermuten, dass es bis zu einige Millionen sind.“
Die meisten Fälle werden aus Indien und Brasilien gemeldet, aber auch in vielen Ländern Afrikas ist Lepra ein anhaltendes Problem. Millionen Menschen leiden ein Leben lang unter Lepra-bedingten Behinderungen. Denn obwohl die Krankheit mit Antibiotika heilbar ist, wird sie häufig nicht rechtzeitig erkannt oder die Kranken finden keine Hilfe.