Osnabrück, Köln (epd). Rund 500 Menschen haben nach Behördenangaben seit Beginn des Ukraine-Kriegs ihre Kriegsdienstverweigerung in Deutschland widerrufen. Erstmals seit 2016 ist diese Zahl wieder gestiegen, wie aus Zahlen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben in Köln hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen.
Im gesamten Jahr 2022 haben demnach 487 Personen dem Bundesamt mitgeteilt, dass sie nicht mehr aus Gewissensgründen daran gehindert seien, den Kriegsdienst mit der Waffe zu leisten. 2016 waren es 718, im vergangenen Jahr 304. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ darüber berichtet.
Auch die Zahl der Anträge auf Kriegsdienstverweigerung ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs gestiegen, und zwar noch deutlicher als die Zahl der Widerrufe. 2021 hatten nach Angaben des Bundesamtes 201 Personen beantragt, aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe verweigern zu dürfen. Im vergangenen Jahr schnellte diese Zahl auf 951 in die Höhe. Zuvor war sie von 2014 mit 253 Anträgen auf 110 Anträge im Jahr 2019 kontinuierlich zurückgegangen und danach wieder leicht gestiegen.
Ein Sprecher des Bundesamtes betonte jedoch, die Zahlen könnten nicht ins Verhältnis gesetzt werden. Denn zwischen den Anträgen und dem Widerruf könnten wenige Tage, aber auch mehrere Jahre vergehen. Zu den Gründen und Motiven konnte er keine Angaben machen. Sie würden nicht statistisch erfasst.