Tierschützer: Rebellenrückzug im Kongo bedroht Gorillas

Tierschützer: Rebellenrückzug im Kongo bedroht Gorillas
21.01.2023
epd
epd-Gespräch: Helena Kreiensiek

Frankfurt am Main, Goma (epd). Der Rückzug der M23-Miliz in der Demokratischen Republik (DR) Kongo könnte nach Einschätzung des Tierschützers Alain Mukiranya zum endgültigen Aussterben der Berggorillas führen. Laut einem Abkommen zwischen der kongolesischen und ruandischen Regierung sollen sich die Kämpfer an den erloschenen Vulkan Sabinyo im Virunga-Nationalpark zurückziehen. „Aber das ist genau dort, wo sich der natürliche Lebensraum der Berggorillas befindet“, sagte der stellvertretende Direktor der Initiative „Gorilla Ambassadors“ dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Noch mehr bewaffnete Personen in diesem Gebiet zu dulden kommt einem Mord an der Tierart gleich“, sagte Mukiranya. „Die Kämpfer werden jagen, wildern und den Wald roden.“ Das Land könne so seine letzten Berggorillas verlieren. Umweltschützern zufolge gibt es weltweit etwa 1.000 Berggorillas. Sie leben im Dreiländereck zwischen der DR Kongo, Ruanda und Uganda.

Mukiranya begrüßt grundsätzlich einen Rückzug der M23. Denn seit dem Vormarsch der Kämpfer Anfang 2022 sei es für die „Gorilla Ambassadors“ kaum mehr möglich, die Menschenaffen zu schützen. „Seit etwa einem Jahr haben wir keinerlei Monitoring mehr betreiben können, weil die Rebellen das Gebiet besetzen und die Parkwächter angreifen“, erläuterte er. „Wir haben keine Ahnung, wie es um die Gorillas steht.“ Die Initiative wurde 2019 gegründet und unterstützt das Kongolesische Institut für Naturschutz (ICCN) durch Umweltbildung und Aufforstung beim Erhalt des Virunga-Nationalparks - dem letzten großen Refugium der Affen.

Nach monatelangen Kämpfen zwischen der M23 und der kongolesischen Armee im Ostkongo haben sich Ruanda, das nach UN-Angaben die Miliz unterstützt, und der Kongo im November auf einen Rückzug der Rebellen geeinigt. Die Milizionäre erklärten sich jüngst ebenfalls damit einverstanden - allerdings bisher ohne sichtbare Folgen. Im Ostkongo kämpfen seit Jahrzehnten Milizen und die Armee um die Kontrolle und die reichen Rohstoffvorkommen. Tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende vertrieben.

Die Kämpfer sollten sich aber nicht in der Region zurückziehen. „Wir fordern, dass die M23 entweder komplett demobilisiert und in die Armee eingegliedert wird, oder dass sie in ihrem ursprünglichen Lager in Uganda stationiert werden“, sagt Mukiranya. Dorthin hatten sie sich bereits 2012 zurückgezogen.

Vor der jüngsten M23-Offensive waren allein im Virunga-Park 350 Gorillas regelmäßig Teil des Monitoringprogramms, erläutert Mukiranya. „Viele der Tiere halten sich regelmäßig am Mont Sabinyo auf.“ Die Verwaltung des Nationalparks, der aufgrund massiver Umweltzerstörung von der Unesco als gefährdetes Weltnaturerbe eingestuft wird, schütze die Tiere mit der Einstellung von Tierärzten und bewaffneten Patrouillen. „Aber all unsere Bemühungen laufen Gefahr, zunichtegemacht zu werden.“