Initiative fordert grundlegende Klinikreform

Initiative fordert grundlegende Klinikreform
15.01.2023
epd
epd-Gespräch: Nils Sandrisser

München (epd). Eine Initiative von Beschäftigten im Gesundheitswesen fordert eine Gemeinwohlorientierung der Krankenhäuser. Nötig sei eine Selbstkostendeckung, sagte der Münchner Anästhesist Peter Hoffmann vom Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“, das Teil dieser Initiative ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Profite dürften mit Gesundheit nicht gemacht werden.

Falls dann private Krankenhausbetreiber den Markt verließen und ihre Investitionen zurückforderten, wenn sie keine Gewinne mehr machen dürften, könne man sie entschädigen, aber ohne ihnen „den Ausstieg zu vergolden“, sagte Hoffmann: „Das ist jederzeit möglich als politischer Prozess.“

Langfristig wäre dies ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft, betone der Mediziner. Denn im derzeitigen System werde viel Geld verschwendet, unter anderem für aus dem System entnommenen Profit. Das System der Fallpauschalen habe auch medizinisch unnötige Behandlungen und „eine monströse Abrechnungsbürokratie“ zur Folge.

Im System der Fallpauschalen würden Entscheidungen primär unter finanziellen Aspekten getroffen, sagte Hofmann. Das sorge dafür, dass nicht nur Krankenhäuser um Ressourcen konkurrierten, sondern auch die Abteilungen innerhalb der Häuser. Bei lukrativen Patientengruppen sei dadurch eine Über- und für weniger lukrative für eine Unterversorgung die Folge. In München beispielsweise gebe es derzeit ein Überangebot auf dem Gebiet der Herzchirurgie, zugleich fehlten Betten für schwer kranke Intensivpatienten. Die große Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte lehne dieses System ab, aber könne sich ihm nicht entziehen.

Die Vorschläge einer Regierungskommission zur Reform der Krankenhausstruktur seien unzureichend, kritisierte Hoffmann, denn sie sähen keine vollständige Abschaffung des Fallpauschalen-Systems vor. Die Befürchtung, Kliniken würden ineffizienter und intransparenter, wenn man die Fallpauschalen abschaffe, wies er zurück. „Eine buchhalterische Transparenz ist heute mit der modernen IT möglich, mit der man Zeiten, Personal- und Materialeinsatz erfassen kann“, sagte Hoffmann. „Die Krankenkassen könnten problemlos nachhaken, warum eine Klinik für ihre Behandlungen mehr Geld als eine andere ausgibt.“

Dem Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“ schwebe eine Krankenhausplanung in öffentlicher Verwaltung vor, erläuterte Hoffmann, mit Beteiligung von Wissenschaft, Betroffenen Gebietskörperschaften und Fachleuten aus der Praxis. Sie sollten eine Sollstruktur mit benötigten Betten, Apparaten und Personal definieren. Jede Klinik bekäme dann ein Budget für ihren Versorgungsauftrag.