Klimaforscher: Deutschland muss mehr Tempo bei der Klimawende machen

Klimaforscher: Deutschland muss mehr Tempo bei der Klimawende machen

Düsseldorf (epd). Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif fordert von der Bundesregierung mehr Tempo bei der Klimawende. „Es muss an vielen Stellen Kohlendioxid eingespart werden. So gab es gerade einen Verkehrsgipfel im Kanzleramt - ohne Ergebnisse. Hier ist viel zu tun, denn gerade der Straßenverkehr leistet bisher gar nichts zur Senkung der Treibhausgase“, sagte der Meteorologe der „Rheinischen Post“ (Samstag) in Düsseldorf.

Mit Blick auf die Proteste gegen die Abbaggerung des Dorfes Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler II sagte Latif, dass der Erhalt des Ortes und der Verzicht auf den Kohleabbau dort lediglich einen „kleinen Beitrag“ zur CO2-Reduzierung in Deutschland leisten könne. Für das Weltklima sei die Verbrennung der Kohle unter dem Ort „völlig irrelevant“. Latif: „Ein Verzicht auf den Abbau würde uns dem 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderwärmung keinen Schritt näherbringen.“

Gleichwohl unterstrich der Klimaforscher, dass Deutschland eine „historische Verantwortung“ zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes habe. Bei den CO2-Emissionen in der Vergangenheit liege Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz fünf. „Deutschland hat also die Pflicht, beim Klimaschutz voranzugehen“, sagte er der Zeitung.

Aus klimapolitischer Sicht wäre auch ein früherer Ausstieg aus der Braunkohle angebracht gewesen, betonte Latif. Zwar seien andere Aspekte wie Strukturwandel und der Erhalt der Arbeitsplätze wichtig. „Trotzdem stimme ich mit den jungen Menschen überein, dass wir unsere selbstgesteckten Klimaschutz-Ziele mit diesem Tempo auf keinen Fall erreichen“, mahnte der Wissenschaftler.