Frankfurt am Main, Kinshasa (epd). Die kongolesische Miliz M23 hat erneut den Abzug ihrer Kämpfer angekündigt. Die Rebellen hätten zugesagt, sich aus der Provinz Nord-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo zurückzuziehen und eine Waffenruhe einzuhalten, berichtete der französische Sender RFI in der Nacht auf Freitag. Die Zusage gaben Anführer der Gruppe dem Vermittler und früheren kenianischen Präsidenten Uhuru Kenyatta bei einem Treffen am Donnerstag.
Derweil rettete die UN-Mission Monusco 200 Flüchtlingsfrauen aus der Gewalt einer anderen Miliz. Wegen der zunehmenden Bedrohung durch die M23 wurden aus anderen Gebieten Truppen abgezogen, sodass die Bevölkerung dort anderen Milizen schutzlos ausgeliefert ist.
Die M23, die für schwere Verbrechen verantwortlich gemacht wird, hat seit Anfang 2022 Gebiete im Ostkongo eingenommen und stand kurz vor Goma, der wichtigsten Stadt der Region. Sie hat bereits mehrfach den Abzug ihrer Kämpfer zugesagt. Am Donnerstag versprachen die Rebellen laut einer von Kenyatta veröffentlichten Erklärung weiter, mit den Truppen der Ostafrikanischen Staatengemeinschaft (EAC) zusammenzuarbeiten, die im Auftrag der kongolesischen Regierung in der Region stationiert sind. Im Gegenzug hatte die Rebellengruppe die Einstellung aller Angriffe auf sie gefordert.
Die 200 von Blauhelmen geretteten Flüchtlingsfrauen waren laut einem Bericht des UN-gestützten Senders Radio Okapi vom Freitag auf der Suche nach Essen in ihr Dorf Logotakpa in der Provinz Ituri zurückgekehrt. Die Miliz Codeco, die in der Provinz zuletzt eine Vielzahl von Angriffen gegen die Bevölkerung verübt hat, hatte sie am Dienstag auf ihren Feldern überrascht. Ihre Kinder hatten die Frauen laut dem Bericht im Flüchtlingslager gelassen. Augenzeugen zufolge wären die Frauen getötet worden, hätten nicht UN-Soldaten mit Unterstützung der Armee sie evakuiert.
Am Donnerstag hatten Codeco-Bewaffnete laut Radio Okapi zehn Menschen in verschiedenen Dörfern getötet. Die Miliz ist eine politisch-religiöse Gruppierung, die nach eigenen Angaben die Interessen der Lendu-Ethnie vertritt.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo gibt es seit Jahrzehnten einen blutigen Konflikt zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen und der Regierung um Macht und Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen. Die M23 ist die derzeit größte und am besten organisierte der schätzungsweise mehr als 120 Gruppierungen. Sie wird laut den Vereinten Nationen von Ruanda unterstützt. Seit Beginn ihrer Offensive wurden demnach mehr als 180.000 Menschen vertrieben und Hunderte getötet. Zahlreiche Bemühungen, den Ostkongo zu befrieden, auch mit Hilfe der UN-Mission Monusco, die seit mehr als 20 Jahren in dem Gebiet stationiert ist, sind bislang gescheitert.