Frankfurt am Main, Addis Abeba (epd). Ein äthiopisches Gericht hat die Freilassung von vier Menschenrechtsverteidigern auf Kaution angeordnet. Die vier Mitarbeiter des Äthiopischen Menschenrechtsrats (EHRCO) waren am 5. Januar von Sicherheitskräften festgenommen worden, als sie sich zur Dokumentation von Zwangsräumungen und der Zerstörung von Wohnungen südlich der Hauptstadt Addis Abeba aufhielten.
EHRCO-Leiter Dan Yirga verwies allerdings darauf hin, dass die Anklagepunkte weiter bestehen bleiben. Laut EHRCO begründete die Polizei die Festnahme damit, dass es nicht erlaubt sei, in der Region zur Menschenrechtlage zu recherchieren. Zudem sei ihnen vorgeworfen worden, keinen Ausweis von EHRCO mit sich zu tragen. Die Ostafrika-Sektion von Amnesty International forderte die äthiopischen Behörden auf, die Vorwürfe gegen die vier Männer komplett fallen zu lassen. „Sie hätten niemals für ihre Menschenrechtsarbeit festgenommen werden sollen.“
Die deutsche Sektion von Amnesty International hatte den Äthiopischen Menschenrechtsrat im vergangenen Jahr für seinen Einsatz mit dem Menschenrechtspreis 2022 ausgezeichnet. Die Organisation hatte unter anderem Menschenrechtsverletzungen wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnische Säuberungen in der Kriegsregion Tigray im Norden des Landes dokumentiert. Dabei war sie selbst zahlreichen staatlichen Repressionen ausgesetzt.