Sozialethiker Emunds: Reiche steuerlich mehr belasten

Sozialethiker Emunds: Reiche steuerlich mehr belasten

Osnabrück, Frankfurt a.M. (epd). Der Frankfurter Sozialethiker Bernhard Emunds hat die Politik dazu aufgerufen, Vermögen steuerlich mehr zu belasten. „Im Gegensatz zu etlichen anderen Staaten erlaubt sich Deutschland seit 1997 den Luxus, weder eine private Vermögenssteuer zu erheben noch das Eigentum an Grund und Boden in nennenswertem Umfang zu belasten“, sagte der Leiter des Oswald-Nell-Breuning-Instituts der katholischen Hochschule St. Georgen den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Dieser Vermögenskonzentration müsse aus Sicht der christlichen Sozialethik entgegengewirkt werden.

Die Entlastungspakete der Bundesregierung seien „sozial unausgewogen“, kritisierte Emunds weiter: „Da wird mit einer riesigen Gießkanne viel Geld ausgeschüttet. Vom Tankrabatt, der Gaspreisbremse und den Maßnahmen zur Überwindung der kalten Progression profitieren auch die Wohlhabenden - und sie profitieren sogar stärker als die Menschen mit geringem Einkommen.“ Wer gut verdiene, könne sich höhere Energie und Lebensmittelpreise jedoch leisten. Etliche Geringverdiener dagegen rutschten jetzt unter die Armutsgrenze.

„Wer bisher schon arm war, weiß nun gar nicht mehr ein und aus. Trotz der bisher beschlossenen Maßnahmen“, führte der Sozialethiker aus. Dabei zeige eine Berechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dass hierzulande ein Prozent der erwachsenen Bundesbürger, also rund 600.000 Menschen, inzwischen 35 Prozent des gesamten Vermögens besitzen, erklärte Emunds: „Die wohlhabendsten zehn Prozent besitzen 67 Prozent. Die untere Hälfte hingegen, also rund 30 Millionen Menschen, besitzt gerade mal 1,4 Prozent.“

„Die Übertragung von Vermögen von Eltern auf ihre Kinder ist in der Tat eine wichtige Ursache der steigenden wirtschaftlichen Ungleichheit“, sagte Emunds. In Deutschland gebe es eine starke Lobby von Familienunternehmen, die sich seit Jahrzehnten sehr erfolgreich gegen alle steuerlichen Belastungen von Vermögen zur Wehr setzten. In der Mittelschicht schürten sie Ängste um das Haus der Eltern oder Großeltern. Außerdem behaupteten sie, dass eine höhere Erbschaftssteuer oder eine Abgabe auf Vermögen viele Familienunternehmen in den Konkurs treiben würde. Emunds: „Doch dafür gibt es nicht den geringsten empirischen Anhaltspunkt.“